Das Magazin für Medizinische Fachangestellte

Editorial

Typisch Mann, typisch Frau

Typisch Mann, typisch Frau – das ist aus meiner Sicht mehr als eine Redewendung. Es ist ein immer noch tief in unserer Gesellschaft verankerter Glaubenssatz. Stecken dahinter Vorurteile, Traditionen oder praktische Erfahrungen? Ich glaube, von allem etwas. In unserer hoch industrialisierten, digitalisierten und immer schneller werdenden Gesellschaft, in der wissenschaftlicher Fortschritt fast alles möglich macht, bringt der Rückzug auf Traditionelles und Altbewährtes schon fast so etwas wie Sicherheit und Geborgenheit. Da sind Eigenschaften, die man Männern und Frauen zuschreibt, etwas Gewohntes, Bekanntes und Vertrautes.
© Kurhan – fotolia.com
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Ich glaube, von allem etwas. In unserer hoch industrialisierten, digitalisierten und immer schneller werdenden Gesellschaft, in der wissenschaftlicher Fortschritt fast alles möglich macht, bringt der Rückzug auf Traditionelles und Altbewährtes schon fast so etwas wie Sicherheit und Geborgenheit. Da sind Eigenschaften, die man Männern und Frauen zuschreibt, etwas Gewohntes, Bekanntes und Vertrautes.

»In unserer immer schneller werdenden Gesellschaft bringt Traditionelles fast so etwas wie Sicherheit«

Warum daran rütteln? Warum sollen Mädchen plötzlich in Handwerksberufe gedrängt und Männer Erzieher werden? Über Kampagnen wie die Boys und Girls Days möchte man weg von dem Image der typischen Männer- und Frauenberufe. Gleichberechtigt soll es zugehen. Unsere Gesellschaft sollte allen gleiche Rechte einräumen. Etwa das Recht, den Beruf zu ergreifen, der den eigenen Interessen und Fähigkeiten entspricht. Egal, ob Mann oder Frau, ob technischer oder sozialer Beruf.

Doch leider sieht es in unserer Arbeitswelt noch anders aus. Da ist Männerarbeit mehr wert als die typischen, von Frauen dominierten Dienstleistungs- und Sozialberufe. Frauen in Männerberufen werden oft geringer entlohnt. Und Männern in Frauenberufen begegnet man mit vielen Vorurteilen – gerade auch bei MFA. Wer kann sich schon vorstellen, dass hinter einer AGNES, VERAH, EVA, MONI oder NäPa auch ein Mann stecken könnte? Es ist schade, dass für diese tollen Weiterbildungen nur weibliche Akronyme gefunden und eingesetzt werden. Etwas kurz und prägnant zu bezeichnen ist sinnvoll. Aber warum niedlich und verweiblicht? Denn damit hat man sofort ein Bild im Kopf. Ist das Gleichberechtigung?

Die Attraktivität eines Berufes lebt nicht vom Geschlecht. Kompetenzen, die in unserem Beruf benötigt werden, sind weder typisch weiblich noch Gott gegeben. Sie müssen gelernt und gelebt werden. Eine Sache lernt man, indem man sie macht, hat Cesare Pavese gesagt. Also, Männer: Macht MFA.

Portrait: Sabine Ridder

Sabine Ridder
Präsidentin, Verband medizinischer Fachberufe e. V.