Serie Patiententypen
Der Nörgler
Grafik: Marius Pawlitza
Serie Patiententypen
Am Empfang müssen wir alle Patienten freundlich bedienen – auch wenn wir Ihnen liebend gerne mal die Meinung sagen würden. In dieser Serie geben wir Tipps zum Umgang mit schwierigen Patienten und besonderen Patientengruppen.
Jetzt ist es zunächst einmal wichtig, dass Sie Ihre gute Laune behalten. Das macht es leichter, ihn mit einer Charme-Offensive zu überraschen. Lassen Sie sich keinesfalls auf einen verbalen Schlagabtausch ein – auch wenn der Patient sich unangemessen verhält, versuchen Sie seine Interessen zu erkunden und eine gemeinsame Lösung zu finden. Versuchen Sie dabei konsequent Sachebene und emotionale Ebene zu trennen. Holen Sie nach Möglichkeit also Ihren Gesprächspartner wieder auf die Sachebene zurück, wenn es ins Persönliche driftet. Nörgler nutzen gerne Themen wie Praxisgebühr oder Zuzahlungen, um zu quengeln. Argumente wie „Meine Krankenkasse hat mir das aber anders erklärt“, sind schnell gesagt und entbehren meistens jeder Grundlage. Achten Sie aber unbedingt darauf, für Ihre eigene Argumentation nur belegbare Fakten zu verwenden.
Mitunter hilft auch ein bisschen Smalltalk, den Nörgler abzulenken. Bei praxisbekannten Fällen ist das in der Regel einfacher, weil Sie die Interessen des Gegenübers kennen und das Gespräch gezielt auf dieses Thema lenken können – eine Strategie, die oft erfolgreich ist. Ansonsten behandeln Sie den nörgelnden Patienten zuvorkommend, ohne dafür irgendeine Anerkennung zu erwarten. Sie behalten so die Fäden in der Hand und laufen nicht Gefahr, dass sich der Patient anschließend noch beim Chef über Sie beschwert.
Mitgefühl sorgt beim Gegenüber für eine emotionale Bestätigung und lindert damit sein Schreien nach Anerkennung. In der Sache sollten Sie die Nörgeleien aber möglichst konsequent unterbrechen. Besteht tatsächlich ein gewisser Anlass zur Kritik, greifen Sie den Punkt auf: „Es tut uns leid, dass es heute etwas länger dauert. Wir hatten einen Notfall und beim nächsten Mal sind Sie sicher wieder schnell an der Reihe …“. Oft hilft es auch, einen neuen Aspekt heraus zu picken: „Möchten Sie lieber heute nachmittag noch einmal kommen? Dann ist in der Praxis weniger los …“
Natürlich muss auch das nicht immer zum gewünschten Erfolg führen. Und bevor Sie die gute Laune verlieren, hilft eine gehörige Portion Humor. Mal selbst zu quengeln, soll bei notorischen Quenglern schon wahre Wunder gewirkt haben. Achten Sie jedoch immer darauf, dass der Patient dabei nicht sein Gesicht verliert.