Das Magazin für Medizinische Fachangestellte

Fort- und Weiterbildung für Arzthelferinnen

Der Weg nach oben

Viele neue Aufgabenbereiche in den Praxen werden von Arzthelferinnen betreut – das ist die Möglichkeit, im erlernten Beruf ein Stück nach oben zu kommen. In der ersten Folge unserer Reihe über Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten geben wir einen Überblick und beschreiben den Weg zur Arztfachhelferin.
Frau auf Treppe
© Kelvin Cantlon – Fotolia.com
Um unseren Beruf optimal ausüben zu können, müssen wir ständig auf dem Laufenden sein. Das ist ohne kontinuierliche Fort- und Weiterbildung nicht möglich, zumal auch die Ansprüche der Patienten gestiegen sind. Sie erwarten eine kompetente Behandlung und Beratung auch von Seiten des Praxispersonals. Das hat aber auch eine gute Seite: Der Beruf der Arzthelferin ist längst keine Sackgasse mehr und je nach individueller Neigung gibt es viele verschiedene Möglichkeiten der Weiterentwicklung, die von den drei großen Hauptwegen abzweigen. Diese drei Hauptwege sind:
  • Der organisatorische und betriebswirtschaftliche Bereich
  • Der medizinische Bereich für den Einsatz in speziellen Praxen
  • Der Bereich der Kommunikation und Schulung

Was ist der Unterschied zwischen einer Fortbildung und einer Weiterbildung? Beide vermitteln zusätzliches Fachwissen und die Grenze ist vor allem über den zeitlichen Aufwand definiert: Während man unter einer Fortbildung eine eher kurze Maßnahme versteht, ist eine Weiterbildung in der Regel vom Zeitaufwand her erheblich umfangreicher. Bei Fortbildungen geht es daher auch um ein spezielles, abgegrenztes Thema. In einer Weiterbildung setzt man sich mit einem ganzen Themenkomplex auseinander, um die eigenen Handlungskompetenzen zu erweitern und sich so den beruflichen Aufstieg und bessere Verdienstmöglichkeiten zu schaffen.

Veranstalter von Fort- und Weiterbildungen sind öffentliche und freie Träger, Verbände, Fachschulen, Hochschulen und private Anbieter.

Da Fort- und Weiterbildungen mit Kosten verbunden sind, ist es wichtig sich im Vorfeld zu erkundigen, dass auf die Maßnahme aufgebaut werden kann. Leider werden viele Fort- und Weiterbildungen nicht bundesweit einheitlich angeboten, sondern variieren in den einzelnen Bundesländern.

Die Arztfachhelferin

Eine wichtige, von allen Kammern anerkannte Weiterbildung ist die zur Arztfachhelferin, die einem Meister-Titel in der Industrie gleichzusetzen ist.

Im Rahmen der Neuordnung der Ausbildungsverordnung und der neuen Berufsbezeichnung Medizinische Fachangestellte (MFA) wird es auch hier in absehbarer Zeit eine neue Bezeichnung für diese Weiterbildung geben.

Die Weiterbildung ist berufsbegleitend, der theoretische Unterricht findet in der Regel am Samstag über einen Zeitraum von zwei Jahren statt.

In 280 Unterrichtsstunden (Pflichtteil) werden die Lerninhalte der Ausbildung intensiviert und erweitert. Zu den Lehrinhalten gehören Rechtsgrundlagen in der Arztpraxis, Prävention und Gesundheitsberatung, Notfallmanagement, Betriebs- und Qualitätsmanagement, Informations- und Kommunikationstechnologien, Medizinprodukte und Arbeitsschutz sowie die Ausbildungseignungsfähigkeit. Der praktische Teil (Wahlteil) mit mindestens 120 Unterrichtsstunden beinhaltet anerkannte Qualifizierungen in medizinischen Bereichen.

Das kann sein:

  • Ambulantes Operieren
  • Betriebsmedizin
  • Gastroenterologische Endoskopie
  • Dialyse
  • DRG und Dokumentation
  • Ernährungsberatung
  • Labor
  • Onkologie
  • Pneumologie
  • Röntgen
  • Zytologie
  • Qualitätsmanagement

Alle Wahlteile können auch außerhalb der Weiterbildung zur Arztfachhelferin absolviert werden, falls Kolleginnen sich spezialisieren oder ihr Spektrum erweitern möchten.

Für die Tätigkeit in spezialisierten Praxen ist oft eine entsprechende Fortbildung Voraussetzung oder der Arbeitgeber fordert die Fortbildung, um die erforderlichen Auflagen in der Praxis zu erfüllen.

Auch bei der Weiterbildung zur Arztfachhelferin werden nicht alle Wahlteile in allen Bundesländern angeboten. Es ist aber durchaus möglich, Wahlteile auch in einem anderen Bundesland zu absolvieren. Das sollten Sie vorher mit der zuständigen Landesärztekammer abklären. Die Kosten des Pflichtteils liegen bei etwa 2.000 Euro, für den Wahlteil können noch einmal etwa 1.000 Euro dazu kommen. In diesen Kosten sind die Übernachtungs-und Reisekosten schon berücksichtigt.

Insbesondere für die Hausarztpraxen haben die Disease-Management-Programme (DMPs) einen höheren Stellenwert eingenommen. Die Arzthelferin bekommt hier nicht nur eine wichtige Rolle bei der Organisation der DMPs bzw. deren Ablauf in der Praxis, es ergeben sich im Rahmen der DMPs auch ganz neue Aufgabenbereiche für das Praxisteam. Dazu gehören:

  • Hypertonie-Schulungen
  • Medizinische Fußpflege / Podologie; auch mit Zertifizierung durch die DDG
  • Schulungsprogramm für Typ 2-Diabetes mit und ohne Insulin
  • Diabetes-Assistentin DDG
  • Diabetes-Beraterin DDG
  • Ernährungs- und Diätberaterin

Da in vielen Praxen Schulungen durchgeführt werden oder die Praxen einem Schulungszentrum angeschlossen sind, ergibt sich hier für das Praxispersonal die Möglichkeit von Zusatzeinnahmen. Darüber hinaus sind viele Arbeitgeber bereit, sich an den Kosten der Fortbildungen zu beteiligen, wenn diese anschließend in der Praxis angeboten werden.

Anbieter – worauf muss ich achten?

Wer Zeit und Geld in eine Fort- oder Weiterbildung investiert, muss auf die Seriösität und Anerkennung der Maßnahmen und des Anbieters achten. Zertifikate und Stempel von „offiziellen“ Stellen haben nach wie vor eine bessere Bewertung als die kleiner regionaler Anbieter. Zu diesem Anbieterkreis gehören u. a.:

  • Ärztekammern
  • Verband medizinischer Fachberufe e. V.
  • BIG – Bildungswerk im Gesundheitswesen
  • HAG – Heidelberger Akademie für Gesundheitsberufe e. V.
  • Carl-Oelemann-Schule für medizinische Assistenzberufe
  • TÜV
  • IHK
  • DGQ – Deutsche Gesellschaft für Qualitätsmanagement
  • DGSV – Deutsche Gesellschaft für Sterilgutversorgung


Die Autorin

Portrait Beate Rauch-WindmüllerBeate Rauch-Windmüller ist Arzthelferin in Emmendingen, Fortbildungs-Expertin des Verbandes medizinischer Fachberufe und Referentin der KV Baden-Württemberg.


WEBTIPP

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www.vmf-online.de
www.bildungswerk-gesundheit.de