Erfolgreiches Praxismanagement: Die Chronikersprechstunde
Voll den Durchblick
© emeraldphoto – Fotolia.com
Serie Praxismanagement
- Die Kurzsprechstunde
- Das Medikamentencontrolling
- Die Chronikersprechstunde
Etwa ein Viertel der Patienten einer durchschnittlichen Hausarztpraxis ist von Diabetes mellitus, Koronarer Herzkrankheit (KHK) oder einer chronischen Atemwegserkrankung (Asthma bzw. COPD) betroffen. Diese Patienten können von einer Einschreibung in das entsprechende Disease Management Programm erheblich profitieren. Die DMPs führen durch die regelmäßige und strukturierte Therapieüberprüfung mit Dokumentation zu besseren Therapieergebnissen, wie mehrere Studien belegen (mehr Informationen dazu im Internet unter www.info-praxisteam.de).
Diese Strukturierung ermöglicht auch ein rationelles Arbeiten. Besonders rationell wird immer dann gearbeitet, wenn mehrere gleichartige Abläufe direkt aufeinanderfolgen. Da bietet es sich förmlich an, die DMP-Untersuchungen mit der zugehörigen Dokumentation in einem festen Zeitblock zusammen zu fassen. Viele Hausarztpraxen haben mit solchen Chronikersprechstunden gute Erfahrungen gemacht. Durch die Möglichkeiten der elektronischen Dokumentation bei allen DMP (mehr dazu auf Seite 11) dauert eine vollständige Erstdokumentation am Computer dabei nur noch etwa drei Minuten. Automatische Plausibilitätsprüfungen sorgen für eine geringe Fehlerquote und somit für einen Korrekturbedarf von weniger als 1%.
Aufgabenteilung
Der hohe Grad an Strukturierung kann auch helfen, den Arzt von Routineaufgaben zu entlasten und das Praxisteam in die Betreuung der DMP-Teilnehmer noch mehr einzubeziehen, als das bei anderen Patienten der Fall ist. Für die genaue Verteilung der Aufgaben und die Abfolge der Schritte bei der Erst- und Folgeuntersuchung gibt es dabei kein Patentrezept, jede Praxis muss ihre eigene Lösung finden. Einen guten Anhaltspunkt gibt Ihnen die Musterlösung im Kasten.
Terminplanung
An welchen Tagen bietet die Praxis solche DMP-Sprechstunden am besten an? Da es am Montag und am Freitag meist doch etwas hektischer zugeht, sind Dienstag, Mittwoch und Donnerstag eher geeignet. Bei der Auswahl der Tageszeit sollte die Praxis darauf achten, dass zumindest einer der Blöcke auch für Berufstätige zu realisieren ist. Wie viele Terminblöcke pro Woche benötigt werden, hängt natürlich von der Zahl der DMP-Patienten in der Praxis ab. Bei einer guten Arbeitsteilung zwischen Arzt und DMP-Assistentin können in einer Stunde etwa vier Patienten versorgt werden.
Sinnvoll ist es außerdem, die DMPUntersuchungen möglichst früh im Quartal anzusetzen. So bleibt der Praxis im Fall der Fälle mehr Zeit, Patienten an die fällige Untersuchung zu erinnern.
Raum und Ausstattung
Ideal ist es, wenn für die Chronikersprechstunde ein eigener Raum zur Verfügung steht. Dafür genügt eine einfache Ausstattung (Untersucherstuhl, Schreibtisch, Patientenstuhl, Liege) und natürlich sollten die nötigen Geräte zur Verfügung stehen. Ein PC mit DMP-Software sowie Blutdruck-Messgerät, Waage und die Instrumente zur Fußuntersuchung.
Durchführung
Arzt und DMP-Assistentin legen gemeinsam den Ablauf der DMP-Sprechstunde fest. Sie vereinbaren „Sprachregeln“ gegenüber den Patienten und „Schreibregeln“ für die Dokumentation. Diese Regeln werden, ganz im Sinne eines guten Qualitätsmanagements, schriftlich festgehalten:
- Wie und in welcher Reihenfolge werden die Untersuchungen durchgeführt? - Wer teilt dem Patienten welche Befunde mit (z.B. „Ihre Füße sind in Ordnung“)?
- Wo und wie werden Befunde dokumentiert?
Die Erst-Dokumentation wird vom Arzt durchgeführt, während die Folgedokumentationen mit den damit verbundenen Untersuchungen weitgehend an die DMPAssistentin delegiert werden können.
Recall
Am Ende einer DMP-Behandlung sollte immer gleich ein Termin für die Folgeuntersuchung vereinbart werden. Um die Zahl versäumter Untersuchungen möglichst klein zu halten, bietet sich ein so genanntes Recall-System an, bei dem die Praxis die Patienten schriftlich oder telefonisch an den fälligen Termin erinnert. Voraussetzung dafür ist eine schriftliche Einverständniserklärung des Patienten, da die Praxis sonst das nach wie vor geltende Werbeverbot verletzt.
Studien belegen eindeutig, dass strukturierte Behandlung nicht nur bessere Therapieergebnisse garantiert, sondern info praxisteam 1·2008 13 auch eine deutliche Steigerung der Effizienz des Praxisablaufs. So konnte die Arbeitsgemeinschaft Diabetologie in Baden-Württemberg zusammen mit Roche Diagnostics zeigen, dass die Besuchsfrequenz der Patienten bei gleicher Qualität im DMP Diabetes deutlich gesenkt werden kann. Ein weiterer wirtschaftlicher Vorteil ist es, dass DMP-Patienten erfahrungsgemäß weniger häufig „wegen Kleinigkeiten“ in die Sprechstunde kommen.
Die rationelle Versorgung von DMP-Patienten erfordert regelmäßige Teambesprechungen, um die Kommunikation zwischen dem Arzt und den Mitarbeiterinnen sicher zu stellen. Einem weiteren Aspekt der Betreuung chronisch Kranker, die Patientenschulung, ist in der nächsten Ausgabe von info praxisteam ein eigener Beitrag gewidmet.
Sinnvolle Aufteilung der Arbeitsschritte |
||
Vereinbarung | Arbeitsschritte | Wer? |
1. Termin | Blutentnahme | DMP-A |
Anamnese | DMP-A mit A | |
Untersuchung | DMP-A mit A | |
Medikamenten-Controlling | DMP-A | |
Ausfüllen der Überweisung zum Augenarzt | DMP-A | |
Dokumentation | DMP-A | |
Rezept, Überweisung | A | |
2. Termin | Besprechung Ergebnisse | A |
Behandlungsplan, Therapieziele vereinbaren | A | |
Dokumentation | A | |
A = Arzt, DMP-A = DMP-Assistentin |
LESETIPP
Weiterführende Informationen zur Chronikersprechstunde fi nden Sie in der Arztberatungsmappe „Strukturierte Behandlung mit der BARMER – Infomappe Diabetes mellitus und KHK“ oder in der AOK-Broschüre „Praxismanagement“.