Fehler im Praxisalltag
Schnee von gestern?
Was ist passiert?
Ein Kind kommt zur Standardimpfung: Auffrischimpfung MMR. Die Arzthelferin nimmt den Impfstoff aus dem Kühlschrank, bringt ihn ins Sprechzimmer und die Ärztin verimpft ihn, nachdem sie sich davon überzeugt hat, auch den richtigen Impfstoff in der Hand zu halten. Erst nach der Impfung fällt auf, dass der verwendetete Impfstoff seit zwei Tagen abgelaufen ist.
Was war das Ergebnis?
Für den Patienten hat es wohl keine Folgen, da die Zeitüberschreitung minimal war, allerdings wurde so entdeckt, dass die Impfstoffverwaltung in der Praxis nicht so funktioniert, wie es eigentlich nötig wäre.
Welche Gründe können zu dem Ereignis geführt haben?
In erster Linie liegt das Problem in diesem Fall in der Nachlässigkeit der für die Impfstoffbestellung zuständigen Arzthelferin.
Wie hätte man das Ereignis verhindern können?
Bessere Kontrollen hätten hier geholfen. Es wurde immer nur kontrolliert, ob ausreichend Impfstoffe vorhanden sind und bei Bedarf nachbestellt. Auf eine Überprüfung der Haltbarkeitsdaten des Bestandes wurde verzichtet, da die Impfstoffe in der Regel innerhalb des Haltbarkeitszeitraumes verbraucht werden.
Welche Faktoren trugen Ihrer Meinung nach zu dem Fehler bei?
Hier sind mehrere Bereiche betroffen: Aufgabenverteilung, Organisation und Kommunikation.
Kommentar des Instituts für Allgemeinmedizin:
Auch wenn der Fehler in dieser Praxis das erste Mal aufgetreten ist, handelt es sich um ein häufiges Problem. Nach Vorgabe des Arzneimittelgesetzes werden Medikamente mit einem Verfallsdatum versehen und dürfen nach Ablauf dieses Datums nicht mehr verwendet werden. Die Hersteller (Pharmaunternehmen) haften für ihre Produkte auch nur bis zum Ablauf des Verfallsdatums. Daher muss sicher gestellt werden, dass das Verfallsdatum in der Praxis auch erfasst wird. Im Sinne der Wirtschaftlichkeit wird natürlich jede Praxis versuchen, die Medikamente, Impfstoffe oder Infusionslösungen innerhalb der Mindesthaltbarkeit zu verbrauchen. Folgende Tipps können dabei helfen:
- Schreiben Sie auf Packungen deutlich sichtbar Monat und Jahr des Verfalls – und zwar schon beim Einsortieren (z. B. von Mustern)
- Machen Sie es zur Routine, die Impfstoffe spätestens alle zwei Wochen auf ihr Verfallsdatum hin zu überprüfen. Wenn eine Ampulle innerhalb der nächsten Zeit abläuft, kann man sie bevorzugt (vorne) lagern, damit sie verwendet wird und nicht verfällt.
- Kontrollieren Sie auch alle Medikamente in festgelegten Abständen und dokumentieren Sie das durch Unterschrift. Bei Medikamenten, die demnächst ablaufen, wird mit einem dicken, schwarzen Stift das Verfalldatum auf der Packung notiert.
- Durch eine sinnvolle Bestellpraxis wird vermieden, dass zu viele Impfstoffe vorrätig sind. Lieber einmal mehr bestellen als dass Impfstoffe ablaufen. So kann man bei der Vergabe von Impfterminen bereits im Vorfeld klären, welche Impfstoffe da sind bzw. verbraucht werden müssen.
Dr. Isabelle Otterbach
Dr. Barbara Hoffmann
Neue Umfrage zum Qualitätsmanagement in der Praxis
Die neue Umfrage belegt: QM ist ureigenste Aufgabe der Praxis.
Eine aktuelle Erhebung im Auftrag der Stiftung Gesundheit untersuchte die Verbreitung der einzelnen QM-Systeme in deutschen Arztpraxen und die Einstellung der Praxen zum Qualitätsmanagement. Demnach ist das QM-System DIN EN ISO das am weitesten verbreitete Qualitätsmanagement-System mit einem Marktanteil von 32,1 Prozent. QEP hat stark aufgeholt und liegt mit 24,6 Prozent auf dem zweiten Platz. Qualitätsmanagement wird offensichtlich als ureigenste Aufgabe der Praxis gesehen. Die Tendenz, das Thema QM einem Dienstleister zu übergeben, war bereits im Vorjahr sehr gering und ist von 2007 auf 2008 nochmals drastisch geringer geworden. Die Autoren der Studie führen das darauf zurück, dass der Umgang mit dem QM alltäglicher geworden ist und viele Ärzte jetzt auch merken, dass sämtliche Praxismitarbeiter diesen Prozess aktiv mitgestalten müssen. Die gesamte Studie finden Sie unter: www.stiftung-gesundheit.de in der Rubrik „Forschung“.