Neue Studien zu Disease Management Programmen
Der Weg bergauf
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Um mögliche Verzerrungen durch Unterschiede in den beobachteten Gruppen zu minimieren, haben die Heidelberger Wissenschaftler die Ergebnisse durch verschiedene Zusatzanalysen überprüft: So wurden DMP-Teilnehmer und Patienten aus der Kontrollgruppe mit gleichen Eigenschaften (Alter, Geschlecht, Schwere der Erkrankung) verglichen. Bei allen diesen Überprüfungen hat sich bestätigt, dass die Sterblichkeitsrate unter den Teilnehmern des DMP Diabetes deutlich geringer ist. Während von den DMP-Teilnehmern 9,5 Prozent der Patienten verstarben (183 von 1.927), waren es in der Kontrollgruppe der Nicht-Teilnehmer 12,3 Prozent (237 von 1.927). „Das ist ein Unterschied, der nicht nur statistisch signifikant, sondern für die Beurteilung des Nutzens von derartigen Programmen auch relevant ist “, kommentiert Prof. Szecsenyi die Ergebnisse. Er führt die Unterschiede auf die Kombination der verschiedenen Maßnahmen zurück, die im DMP für Diabetiker vorgesehen sind: „Die regelmäßigen Untersuchungstermine und die Vereinbarung von Therapiezielen in Kombination mit Schulungen und gezielten Informationen für Patienten und Ärzte tragen möglicherweise besonders dazu bei, dass gesundheitliche Komplikationen und Probleme bei den Patienten vermieden oder schneller erkannt werden.“
Jedem Patienten im DMP Diabetes wurde in der ELSID-Studie ein „Zwilling“ mit gleichem Alter, gleichem Geschlecht und gleicher Schwere der Erkrankung zugeordnet. Die Chance, den Beobachtungszeitraum von 2,5 Jahren zu überleben, war für die DMP-Teilnehmer deutlich höher.
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Schon bei einer Patientenbefragung zur Einschätzung der Behandlung, die im Rahmen der ELSID-Studie durchgeführt wurde, hatte sich ein weiterer positiver Trend zugunsten der DMP-Teilnehmer gezeigt. Danach fühlen sie sich deutlich besser versorgt als Nicht-DMP-Teilnehmer. Das bestätigt jetzt auch eine andere Studie der Hochschule Neubrandenburg, die im Jahr 2007 durchgeführt und deren Ergebnisse kürzlich veröffentlicht wurden.
Für diese Studie wurdem sowohl DMP-Teilnehmer als auch Nicht-Teilnehmer über die Art der Versorgung, ihre Therapieziele und über ihre Zufriedenheit mit der Versorgung ihrer Diabetes-Erkrankung befragt. Bei allen Fragen zum Arzt-Patienten-Verhältnis äußern sich DMP-Teilnehmer zufriedener als die Patienten der Kontrollgruppe., etwa bei den Aussagen: „Mein behandelnder Arzt hat mich ausführlich informiert“ (92,5 % gegenüber 87,7 % ) oder „Mein Arzt bezieht mich immer in Entscheidungen ein (88,2 % gegenüber 80,6 %). Auch bei den Aussagen zum Verhalten der Arzthelferinnen zeigt sich eine durchgängig bessere Bewertung bei den DMP-Teilnehmern – etwa „Ich bekomme immer verständliche Antworten“ (71,6 % gegenüber 64,9 %) oder „Die Arzthelferin hat mich animiert, mich besser über den Diabetes zu informieren“ (41,9 % gegenüber 37,1 %).
Große Krankenkassen wie die AOK und die BARMER sehen sich durch diese Ergebnisse in ihrem Engagement für eine Fortsetzung der Behandlungsprogramme für chronisch Kranke gestärkt. „Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die Programme fortgeführt werden können und dass unsere Versicherten weiterhin im Rahmen der DMPs weiterhin gut versorgt werden“, sagt Dr. Bernhard Egger vom AOK-Bundesverband. Und Dr. Christian Graf von der BARMER ergänzt: „Rund die Hälfte aller Patienten mit Diabetes In Deutschland profitieren schon vom DMP. Eine Rücknahme dieser Versorgungsform aus Kostengründen schien uns da immer unvertretbar.“
1 Arzt hat mich ausführlich informiert.
2 Bin bei Entscheidungen einbezogen.
3 Helferin gibt mir verständliche Antworten.
4 Helferin hat mich animiert, mich besser über Diabetes zu Informieren.
5 Ich kenne meinen HbA1c-Wert.
Quelle: BARMER
Das aktuelle Hausarzthandbuch, herausgegeben vom Deutschen Hausärzteverband und der AOK, ist ganz dem Thema DMP gewidmet.
DMP – so geht‘s 2009 weiter
AOK und BARMER haben sich gemeinsam mit anderen Krankenkassen für vernünftige Rahmenbedingungen zur Weiterführung der DMPs eingesetzt – mit Erfolg. Die Festlegung des künftigen finanziellen Rahmens durch den GKV-Spitzenverband im September 2008 ist ein wichtiger Meilenstein auf diesem Weg. Eine Pauschale aus dem Gesundheitsfonds ermöglicht den Kassen im Jahr 2009 grundsätzlich eine Fortführung der Programme. Allerdings sind weitere Maßnahmen zum Bürokratieabbau nötig, um die Kosten für die Programme zu senken und den Aufwand für die teilnehmenden Ärzte und Krankenkassen in einem vertretbaren Rahmen zu halten.
WEBTIPPS
Weitere Informationen finden
Sie im Internet unter
www.dmp-aok.de/evaluation/elsid
sowie unter
www.aok.de
www.barmer.de
www.hausarzt-handbuch.de/dmp/