Fachtexte lesen und verstehen
Das Fachtext-ABC
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Fachtexte liest man im Gegensatz zu Romanen nicht im Urlaub oder vor dem Einschlafen. Hier ist Ihre volle Konzentration gefordert, deshalb ist es wichtig dass Sie sich entsprechend Zeit nehmen und sich die richtige Arbeitsumgebung schaffen. Das wichtigste Hilfsmittel beim Lesen von Fachliteratur ist ein Stift, mit dem Sie die entscheidenden Stellen im Text markieren.
Richtig markieren
Wenn Sie unterstreichen, unterscheiden Sie das Wichtigere vom weniger Wichtigen und machen den Text übersichtlicher. Das hilft gleich doppelt: Zum einen zwingt es Sie, aufmerksam und genau zu lesen und sich wirklich auf den Inhalt des Textes zu konzentrieren. Andererseits bringen Sie eine persönliche Struktur in den Text, die Ihnen hilft, wenn Sie den gleichen Beitrag später noch einmal in die Hand nehmen. Unterstreichen Sie deshalb nicht zu viel. Bleistift und Textmarker sind die besten Werkzeuge für die Textarbeit. Unterstreichen mit dem Bleistift ist unaufdringlich und bei Bedarf auch korrigierbar, Textmarker sind gut sichtbar, ohne das Schriftbild zu stören. Wenn der Autor sein Handwerk beherrscht, ist auch ein anspruchsvoller Fachtext gut strukturiert. In der Regel beginnt ein neuer Absatz, wenn ein neuer Gedanke kommt, Nummerierungen oder Aufzählungen bringen grafisch Struktur in die Bleiwüste und Textkästen greifen oft Seitenaspekte eines Themas auf oder vertiefen ein Detail. Hier können Sie auf einen Blick sehen: Interessiert mich das Thema dieses Kastens? Oder konzentriere ich mich lieber auf den Haupttext?
Das wichtigste Werkzeug für effiziente Textarbeit ist der Marker.
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Beim Lesen von Fachliteratur werden Sie unweigerlich auf unbekannte Begriffe stoßen. Manchmal ergibt sich die Bedeutung eines solchen Begriffes aus dem Zusammenhang, oft werden Sie aber zum Wörterbuch oder Lexikon greifen. Durch das Internet ist es viel einfacher geworden, einen Sachverhalt mal eben nachzuschlagen. Überprüfen Sie dann im Textzusammenhang, ob die gefundene Bedeutung auch tatsächlich zum Gesamtsinn passt. Wissenschaftliche Texte enthalten am Anfang oder am Ende eine Zusammenfassung, in denen der Autor wichtige Punkte noch einmal herausstellt.
Mit eigenen Worten
Viele unbekannte Wörter machen das Lesen erst einmal zäh, durch die zusätzlichen Informationen beim Nachschlagen wird der Text oft aber auch leichter verständlich. Andere Texte lesen sich dagegen leicht und man merkt unter Umständen gar nicht, dass man vieles nicht oder nur halb verstanden hat. Deshalb lohnt es sich, in nicht zu großen Abständen eine kurze Pause einzulegen. Versuchen Sie, den Sachverhalt mit Ihren eigenen Worten zu beschreiben – nur wenn das gelingt, haben Sie den Text auch sicher verstanden. Wenn Sie sich auf eine Prüfung vorbereiten, ist es sehr hilfreich, diese knappe Zusammenfassung des Inhalts auf eine Karteikarte oder in ein kleines Notizbuch aufzuschreiben. So sichern Sie die Leseergebnisse nicht nur schwarz auf weiß, eigene Formulierungen haben aber einen besseren Merk- und Lerneffekt und sind meist auch kürzer.
Zielgerichtet lesen
Jeden Text mit der gleichen Intensität lesen zu wollen ist unrealistisch. Erfolgreiches und ökonomisches Lesen sollte an das jeweilige Ziel angepasst sein, man spricht von adaptivem Lesen. Dazu brauchen Sie ein konkretes Ziel. Denn es macht natürlich einen Unterschied, ob Sie sich einen ersten Überblick über ein Thema verschaffen wollen, das Sie nur am Rande interessiert, oder ob Sie ein Lehrbuchkapitel zu einem Fachgebiet lesen, über das Sie in zwei Wochen geprüft werden. Ihre Leseabsicht sollten Sie deshalb möglichst genau formulieren. Lehrbücher sind für Lernende geschrieben und stellen Sachverhalte oft leichter verständlich dar als Fachartikel, die sich an Experten richten. Machen Sie sich auch Gedanken über Ihr eigenes Vorwissen. Wenn Sie sich Ihr Wissen zum Thema vor dem Lesen noch einmal in Erinnerung rufen, werden Sie das Gelesene leichter verstehen und besser behalten.
Welchen Text nehmen?
Zu praxisrelevanten Themen – in der Regel sind das medizinische oder betriebswirtschaftliche – gibt es so viele Publikationen, dass es zunächst einmal wichtig ist, den geeigneten Text auszuwählen. Darum sollten Sie lernen Texte anzulesen, um zu beurteilen, ob die Lektüre sich für Sie lohnt. Bei Büchern hilft dazu ein Blick in den Index. Suchen Sie einen konkreten Begriff und schlagen Sie die Stellen im Text nach. Das gibt Ihnen ein gutes Gefühl für die Qualität. Achten Sie auch auf Aktualität – bei medizinischen Fragestellungen können sich Beurteilungen durch neue Erkenntnisse schnell ändern, bei Abrechnungs- oder Rechtsfragen kann es mitunter neue Regularien geben.
Wenn Sie nur ganz bestimmte Informationen in einem langen Text suchen, müssen Sie auf Papier querlesen. Dabei versuchen Sie die relevanten Stellen zu identifizieren, indem Sie ganz oberflächlich in jedes Kapitel reinschauen, an interessanten Stellen jedoch deutlich langsamer und intensiver werden, bevor es wieder zügig weitergeht. Viel einfacher ist das im Internet. Sowohl der Webbrowser als auch das zum Lesen von PDF-Dateien übliche Programm Acrobat Reader haben eine Suchfunktion, mit der Sie den gesuchten Begriff im Dokument schnell ausfindig machen.
RM
Sechs Tipps zum besseren Lesen
- Nehmen Sie sich Zeit zum Lesen. Der größte Feind des Lesens ist die Hast. Schaffen Sie Raum in Ihrem Zeitplan zum Lesen.
- Fragen Sie sich: Mit welchem Ziel will ich lesen? Was weiß ich bereits über das Thema? Was kann ich von diesem Text für mich erwarten?
- Verschaffen Sie sich einen Überblick über den Text: Wo können Sie überfliegen? Wo müssen Sie intensiv lesen?
- Lesen Sie mit einem Marker oder Stift, um den Text durch Markierungen und Randnotizen übersichtlich zu machen.
- Schlagen Sie unbekannte Begriffe im Lexikon oder bei Wikipedia nach. Sie erhalten so auch zusätzliche Informationen zum Thema.
- Notieren Sie die für Sie wichtigen Fakten mit eigenen Worten.