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Ärztenetze und Krankenkassen

Ins Netz gegangen

Arztpraxen können von der Kooperation in Ärztenetzen erheblich profitieren – und ganze Netze von der Zusammenarbeit mit Krankenkassen. Je besser man sich kennt, desto besser funktioniert die Zusammenarbeit.
© Octus – Fotolia.com
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Als Sozialwissenschaftler vor über zehn Jahren den Gründen nachgingen, warum Arztpraxen sich vernetzen, gab es immer die gleichen Antworten: Die Einsamkeit der Einzelpraxis als Kehrseite der Freiheit überwinden, die Suche nach fachlichem Austausch und finanzieller Sicherheit sowie der Wunsch nach einem gemeinsamen Halt im Gesundheitssystem. Doch so verheißungsvoll die Idee auch war, mit der Vernetzung ging auch immer ein gewisser Zwang einher, sich an festgelegte Spielregeln zu halten. Das fiel schwer und so verschwanden Ärztenetze oft schneller als sie gekommen waren.

Vorteile vernetzter Strukturen

Die Vorteile vernetzter Strukturen in der Patientenversorgung sind bekannt. Nur abgestimmte Versorgungsabläufe können ein Missmanagement vor allem chronischer Erkrankungen verhindern. Derzeit existieren bundesweit geschätzt um die 400 Arztnetze, wobei der Begriff Netz ein bunter ist und die Intensität der Vernetzung kaum darstellen kann. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) weist für 2009 rund 1.450 zugelassene MVZ aus, in denen rund 7.100 Ärzte tätig sind. Mit Blick auf die rund 130.000 niedergelassenen Ärzte in Deutschland ist das noch nicht wirklich viel und so stellt sich die Frage: Wieso schreitet die Vernetzung bei allen bekundeten Vorteilen so langsam voran? Ist es nur die finanzielle Investition, die Ärzte oftmals tätigen müssen, um zum Beispiel für fachgruppenübergreifende Medikamentenpläne und Patientenakten ins Netz gehen zu können?

Nein. Verbindlichkeit fängt womöglich nicht mit der Praxis-EDV an. Verbindlichkeit beginnt mit Vertrauen und das muss jeder genauso aufbauen (wollen) wie einen elektronischen Datenaustausch. Für den Datenaustausch gibt es immerhin Lastenhefte, für Vertrauensaufbau hingegen wird es mit einer Gebrauchsanweisung schwierig. Oft müssen sich Ärzte und ihre Teams sogar selbst erst neu vertrauen, bevor dieses Gefühl der Gemeinschaft in ein Netz hineingetragen werden kann.

Organisatorische Stärke gefragt

Ist die Vernetzung der Ärzte und Praxen untereinander schon eine schwere Aufgabe, so mutet es fast vermessen an, ihnen auch noch eine Vernetzung mit den Krankenkassen anzutragen. Dabei sind Ärzte und MFA gleichermaßen gefragt. Integrationsverträge leben nur, wenn sie im gesamten Praxisteam verankert sind. Die MFA müssen einen Teil der Aufgaben übernehmen, da es nie ausschließlich um ärztliche Belange geht. Immer spielt die Zusammenarbeit mit anderen Leistungserbringern, Versorgungsebenen und auch mit der Krankenkasse eine genauso wichtige Rolle. Und hier sind die kommunikativen und organisatorischen Stärken der MFA gefragt. Zusammenarbeit heißt den anderen kennen lernen, möglichen Vorbehalten begegnen, um in die gleiche Richtung zu blicken. Nur so wird niemand das Gefühl haben, dem anderen ins Netz zu gehen.

Sonja Laag