Das Magazin für Medizinische Fachangestellte

Editorial

Groß oder klein?

Die französische Schriftstellerin und Philosophin Simone de Beauvoir sagte einst: Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen: Sie bekommen nichts. Daran hat sich bis heute leider nicht viel geändert. Doch warum nehmen Frauen so etwas hin? Mit den Delegierten unserer Bundeshauptversammlung haben wir dazu eine interessante Diskussion geführt, und ich glaube, es liegt ein ganzes Stück an uns selbst: Wir sind oft viel zu bescheiden.
© iMAGINE - Fotolia.com
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»Wir sind gut und nehmen unsere Arbeit am und für den Menschen sehr ernst«

Dr. Eckart von Hirschhausen hat in seinem Buch Glück kommt selten allein... geschrieben: Nur ich bin innerlich zerrissen, andere sind viel klarer und glücklicher als ich. Wir neigen dazu, uns Dinge von innen an den Kopf zu werfen, die wir niemandem von außen durchgehen lassen würden. Aber weil diese Stimmen ja von innen kommen, halten wir sie voreilig für eine höhere Weisheit statt für das, was sie wirklich sind: Ein paar Stimmen unter vielen.

Wir Frauen gehen häufig viel kritischer mit uns selbst um als Männer. Wir sollten auch an uns denken, selbstbewusst und stolz auf uns sein. Stolz auf das, was wir bewältigen. Und dazu gehört auch die nötige Anerkennung im Beruf. Wir müssen Rahmenbedingungen im ambulanten Gesundheitswesen einfordern, die die Arbeit des Praxisteams auch wertschätzen – und entsprechend bezahlen. Denn wir sind gut und nehmen unsere Arbeit am und für den Menschen sehr ernst.

Deshalb sollten wir unser Selbstverständnis auch deutlich formulieren: Wir geben täglich in Praxis und Familie sehr viel und wünschen uns dafür die Anerkennung und Wertschätzung, die wir verdienen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Oder um es noch einmal mit Hirschhausen zu sagen: Die gesunde Kunst des Glücklichseins besteht darin, nicht alles allzu ernst zu nehmen, was da so im Alltag durch den Kopf quakt. Und sich selbst auch nicht. Mach dich nicht kleiner als du bist – aber so groß bist du auch wieder nicht. In diesem Sinne einen glücklichen Herbst.

Ihre
Sabine Ridder
Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V.