Das Magazin für Medizinische Fachangestellte

Suchtprobleme am Arbeitsplatz

Trinken im Dienst

In vielen Betrieben gibt es Probleme mit Medikamenten, illegalen Drogen und vor allem mit Alkohol. Dann ist schnelle und richtige Hilfe wichtig. Als Praxisteam sollten Sie dabei nicht nur bei den Patienten aufmerksam sein, sondern auch im Kreis der Kollegen und Kolleginnen.
 © julien tromeur – Fotolia.com
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Die Zahlen sind alarmierend: Jeder fünfte Arbeitsunfall und 30 Prozent aller Unfälle auf dem Weg zur Arbeit sind nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO auf Alkohol oder Medikamente zurückzuführen. Das ist kein Wunder. Denn drei bis fünf Prozent der deutschen Beschäftigten sind betroffen. Vor allem Alkoholkranke finden sich in allen betrieblichen Hierarchieebenen, unabhängig von Alter und Geschlecht.

Die häufigsten Suchtprobleme am Arbeitsplatz gehen auf Nikotin und Alkohol zurück. Doch auch illegale Drogen und Medikamentenmissbrauch spielen eine Rolle. Für die Betriebssicherheit ist das ein großes Problem. So kann zum Beispiel Alkohol schon ab einer relativ geringen Blutalkoholkonzentration von 0,2 bis 0,3 Promille die Gedächtnisleistung einschränken, das Sehvermögen und die Aufmerksamkeit mindern – es passieren mehr Unfälle. Suchterkrankungen erhöhen darüber hinaus die Arbeitsunfähigkeitszeiten und können das Betriebsklima zum Teil erheblich beeinträchtigen.

Alkoholismus ist eine schleichende Krankheit, die jeden treffen kann, der Alkohol konsumiert. Es kommt dabei weniger auf die Menge an, sondern eher auf die Regelmäßigkeit und aus welchen Gründen Alkohol konsumiert wird. Rund 75 Prozent der Alkoholkranken suchen mindestens einmal im Jahr mit alkoholbedingten Symptomen wie Bluthochdruck, chronischen Magenbeschwerden oder psychosomatischen Störungen die Hausarztpraxis auf. Die Verdachtsdiagnose Alkoholsucht wird mitunter aber ungern gestellt. Sie fürchten, die Gefühle des Patienten zu verletzen, und es gibt nach der Diagnose keine festen Richtlinien für die weitere Betreuung.

Richtig helfen

Trotzdem wird die Begleitung von abhängig Erkrankten als eine hausärztliche Aufgabe gesehen – eine echte Herausforderung für den Arzt und sein Team. Als sehr hilfreich schildern betroffene Patienten die Teilnahme an Selbsthilfegruppen. Anonymität und offene Gespräche sorgen dort im Idealfall für seelische Entlastung und die Befreiung vom Schamgefühl. Das wiederum ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.

Häufig werden Suchtprobleme in der Arbeitswelt weitgehend verschleiert, vertuscht und verschwiegen. Man will helfen, weiß nicht wie. Für die Prävention von Suchterkrankungen und den Umgang mit Suchtproblemen im Betrieb gibt es jedoch bewährte betriebliche Hilfs- und Unterstützungsprogramme. Vor allem größere Betriebe versuchen, das Problem zu entschärfen, indem sie schon bei der Suchtvorbeugung ansetzen. Betriebliche Suchtprogramme bestimmen den Rahmen für Präventionsstrategien, Beratungs- und Unterstützungsangebote und geben Anleitung bei der Durchführung von Interventionen.

Zeichen eines Alkoholmissbrauchs zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren, kann durchaus in den Tätigkeitsbereich einer MFA fallen. So können Sie helfen, Bewusstsein bei den betroffenen Patienten zu schaffen. Etwa indem Sie nach Absprache mit dem Arzt entsprechende Materialien im Wartezimmer auslegen. Oder für den Arzt bei einer entsprechenden Diagnose Adressen von lokalen Hilfsangeboten einholen.

Da die Betroffenen ihr Suchtproblem gerne leugnen, sollten Sie den Arzt oder die Ärztin ansprechen, wenn Sie das Gefühl haben, ein Patient hat Suchtprobleme. Einen Patienten, der offensichtlich unter akutem Alkoholeinfluss steht, sollten Sie ggf. sehr diskret auf diesen Umstand hinweisen. Sie sollten aus diesem akuten Alkoholkonsum nicht gleich auf eine Abhängigkeit schließen, passiert das aber öfter und zeigen sich Anzeichen wachsender Unzuverlässigkeit, sollten Sie das als Warnhinweise interpretieren und unbedingt mit dem Arzt besprechen.

Websites zum Thema

Wie wird eine angehende Sucht überhaupt erkannt und mit Betroffenen angemessen umgegangen? Und wie beugt man effektiv vor? Die Website www.sucht-am-arbeitsplatz.de, die von der BARMER GEK und der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen DHS initiiert wurde, gibt dazu Antworten und verweist auf weitere Beratungsangebote und Ansprechpartner.
Hilfreiche Informationen zum Thema finden Sie auch im Internetauftritt der AOK unter: www.aok-bgf.de > Schlagworte A-Z > Sucht