Telemedizin und E-Health
Online-Hilfe
Telemedizin ermöglicht es, unter Einsatz audiovisueller Kommunikationstechnologien trotz räumlicher Trennung Diagnostik, Konsultation und medizinische Notfalldienste anzubieten. Nach Vorstellung des Bundesgesundheitsministeriums soll Telemedizin in Zukunft vor allem für den ländlichen Raum ein wichtiger Bestandteil der medizinischen Versorgung werden.
Hilfe bei Herzinsuffizienz
Wie das aussehen kann, wird zum Beispiel im Projekt Fontane – Gesundheitsregion der Zukunft Nordbrandenburg, getestet. Hier geht es unter anderem um die telemedizinische Versorgung von Herzinsuffizienzpatienten im strukturschwachen Raum. Die AOK Nordost, die BARMER GEK, das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Land Brandenburg unterstützen mit Fontane eine der weltweit größten Studien zur Telemedizin bei Herzinsuffizienz, in der Patienten mit chronischer Pumpschwäche des Herzens engmaschig betreut werden.
© Charité
Beim Pilotprojekt „FONTANE“ zur telemedizinischen Mitbetreuung werden die Messwerte automatisch über Mobilfunk ans Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin an der Charité (TMZ) übertragen. Es nimmt praktisch eine Mittlerrolle zwischen den Patienten zuhause und den betreuenden Ärzten ein.
Die Studie der Charité soll dabei auch zeigen, ob durch kontinuierliches Monitoring wichtiger Patientendaten wie Blutdruck, EKG und Gewicht Zustandsverschlechterungen frühzeitig erkannt und behandelt werden können. Entscheidend ist die Auswahl der Patienten. Nach bisheriger Studienlage könnten insbesondere Menschen mit vorangegangener Krankenhausbehandlung innerhalb des letzten Jahres profitieren, die keine depressive Begleiterkrankung aufweisen. Die Daten werden täglich zu Hause gemessen und automatisch per Mobilfunk an ein Telemedizinzentrum übertragen. Dort werden sie rund um die Uhr durch Fachärzte und speziell ausgebildete Pfleger beurteilt. Das erlaubt es, die Werte täglich zu kontrollieren, ohne dass der Patient dafür in die Praxis oder Klinik kommen muss. So können Abweichungen ggf. frühzeitig erkannt und rechtzeitig entsprechende Behandlungen eingeleitet werden. Man hofft so beispielsweise Krankenhausaufenthalte zu vermeiden.
Prozesse verbessern
© Charité
Bei chronischer Herzinsuffizienz verschlechtert sich der Gesundheitszustand eines Patienten oft schon viel früher, als er das selbst wahrnimmt. Durch engmaschige Kontrolle wichtiger Werte kann diese Verschlechterung erfasst und behandelt werden. So lassen sich Krankenhausaufenthalte vermeiden.
Die Ergänzung der bestehenden ambulanten Betreuung durch solche telemedizinischen Module bietet den Patienten mehr Lebensqualität und individuelle Bewegungsfreiheit und kann gleichzeitig eventuell die Qualität der ambulanten Betreuung verbessern. Die Vernetzung der beteiligten Arztpraxen (Hausarzt, Kardiologe, Nephrologe, Diabetologe etc.) bietet die Möglichkeit einer breiten Informationsbasis, die die Grundlage für ein gut abgestimmtes und klar strukturiertes Therapiekonzept für den Patienten sein kann. Gerade bei älteren und an mehreren Erkrankungen leidenden Patientinnen und Patienten ist die Kommunikation zwischen den behandelnden Ärzten sehr wichtig. Denn diese Patienten bekommen oft viele Medikamente verschrieben und mit jedem zusätzlichen Wirkstoff steigt die Wahrscheinlichkeit unerwünschter Wechselwirkungen.
So gesehen ist die Telemedizin vor allem eine gute Chance, viele Prozesse zu verbessern. Jede Art von Kommunikation kann davon profitieren – die Kommunikation mit dem Patienten genauso wie die zwischen den verschiedenen betreuenden Institutionen. Die technischen Voraussetzungen für eine weitreichende Vernetzung von Arztpraxen, Kliniken, Apotheken oder Rehaeinrichtungen sind dabei längst gegeben – praktisch jede Praxis hat einen erforderlichen Internetzugang.
Der mittlerweile etablierte Begriff Telemedizin fällt unter den weiten Oberbegriff E-Health, der noch nicht endgültig definiert wurde. Unter dem Dach der E-Health gibt es noch viele weitere spannende Beispiele für sinnvolle Anwendungen. Dazu gehören auch die Internetanwendung zur Therapieunterstützung bei Amblyopie oder die mobile ePatientenakte (siehe Kästen).
Internetanwendung im therapeutischen Einsatz
© BARMER GEK
Amblyopie ist eine Form von Sehschwäche, bei der die zum scharfen Sehen nötigen Strukturen des Auges durch Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit oder andere Sehfehler wie Schielen beeinträchtigt sind. Wenn dieser Zustand über mehrere Jahre andauert, resultiert daraus eine dauerhafte Sehschwäche. Die Entwicklung der Sehschwäche beginnt bereits kurz nach der Geburt und kann längstens bis zum zwölften Lebensjahr therapeutisch beeinflusst werden. Den betroffenen Kindern wird das gesunde Auge zeitweise abgeklebt, um das geschwächte Auge zu trainieren. Diese sogenannte Okklusionstherapie kann neuerdings durch eine webbasierte Computerstimulationstherapie – die App auf Rezept – ergänzt werden, mit der die kleinen Patienten die Sehkraft ihres geschwächten Auges am Bildschirm trainieren können. Um die Konzentration aufrecht zu erhalten, ist die Stimulation kombiniert mit altersgerechten Computerspielen. Seit 1. April 2014 übernimmt die BARMER GEK die Kosten für die App auf Rezept, wenn sie vom Augenarzt verordnet wurde.
Mobile ePatientenakte
MFA übernehmen zunehmend Verantwortung bei der Patientenversorgung – so auch im Projekt Agnes zwei, das unter anderem von der BARMER GEK und der AOK unterstützt wird. Aktuell wird im Rahmen dieses Projekts geprüft, ob eine mobile elektronische Patientenakte die Patientenversorgung verbessern und die Arbeit der MFA erleichtern kann. Die für Tablets optimierte Anwendung kann z.B. bei der Kontrolle der verordneten Arznei-, Hilfs- oder Heilmittel sowie bei der Terminkoordinierung unterstützen und ist bei der Dokumentation von Blutdruckmessung, Blutentnahme und Wundkontrolle nützlich.
Webtipps
- Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin der Charité
telemedizin.charite.de - AOK-Forschungsbericht zur Telemedizin
aok-gesundheitspartner.de, Webcode W60412 - Projektseiten der BARMER GEK
www.barmer-gek.de/544171 - App auf Rezept
www.barmer-gek.de/544537