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Der Notfallkoffer

Koffer packen

Dieser Koffer kann Leben retten. Aber nur, wenn alles an Ort und Stelle ist und der Nutzer die entsprechende Fachkenntnis hat. Wir haben für Sie zusammengestellt, was es beim Packen, Überprüfen und Verwenden eines Notfallkoffers zu beachten gibt.
© imaginando – fotolia.com
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Notfälle können Ihnen immer und überall begegnen: auf dem Weg zur Praxis, zuhause oder in der Freizeit. Dann sind Sie als Medizinprofi gefragt. Und wenn ein Notfall gar in der Praxis passiert? Nicht Ihr Bier, meinen Sie, dann kümmert sich die Praxisleitung? Das ist nur die halbe Wahrheit. Denn angenommen, der Arzt ist noch auf Hausbesuch und im Wartezimmer kollabiert ein Patient, dann sind Ihre Rettungsmaßnahmen gefragt.

Der wichtigste Punkt: Immer ruhig bleiben. Und in der Praxis haben Sie einen großen Vorteil, denn dort gibt es einen Notfallkoffer, der alle wichtigen Utensilien für diesen Fall enthält. Oder zumindest enthalten sollte. Doch Hand aufs Herz: Wie vertraut sind Sie mit diesem Inhalt? Wenn Sie lange nicht mehr gemeinsam mit dem Arzt den Umgang geübt haben, sollten Sie ihn darauf ansprechen. Und vielleicht ist es ja eine gute Idee, gelegentlich mal wieder mit dem ganzen Team zum Notfalltraining zu gehen. Denn es ist wie im Sport: Was man öfter trainiert, geht im Ernstfall leichter von der Hand.

Um einen Notfall schnell zu erkennen, sollten die wichtigsten Merkmale wenigstens einmal jährlich im Team durchgesprochen werden. In einer Hausarztpraxis sieht die Liste möglicher Notfälle ganz anders aus als zum Beispiel in einer Kinderarztpraxis oder bei einem Orthopäden. Für jeden definierten Notfall sollte es eine Fragenliste geben, die an der Rezeption liegt und bei einem entsprechenden Anruf sofort greifbar ist.

Damit im Fall der Fälle nicht alle Kolleginnen und Kollegen nach dem Notfallkoffer suchen und keiner sich um den Patienten kümmert, ist eine eindeutige Klärung der Aufgaben im Notfall von Vorteil. Dazu gehören die folgenden Punkte:

  • Wer informiert den Arzt?
  • Wer kümmert sich um den Patienten?
  • Wer holt den Notfallkoffer oder andere notwendige Utensilien?
  • Wer informiert den Rettungsdienst, weist ihm den Weg?
  • Wer kümmert sich um die anderen Patienten bzw. die Angehörigen?
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Der Umgang mit dem Notfallkoffer will trainiert sein – und zwar regelmäßig. Diese Schulungen sollten wie die Überprüfung des Kofferinhalts Teil des Qualitätsmanagements sein und entsprechend dokumentiert werden.

In der Regel wird die Zahl der anwesenden MFA aber deutlich geringer sein als die Anzahl der Aufgaben. Dann hat es sich bewährt, zwischen internen Aufgaben (beim Patienten) und externen Aufgaben (Kommunikation, Praxis) zu unterscheiden und jeder MFA eine Rolle zuzuweisen.

Fester Platz, geprüfter Inhalt

Tritt tatsächlich einmal der Ernstfall auf und Sie oder der Arzt benötigen den Notfallkoffer, darf natürlich nicht die große Sucherei starten – verdammt, wo ist er nur? Er braucht einen festen Platz, an dem er immer zu finden ist und muss regelmäßig (mindestens einmal im Jahr) auf Vollständigkeit des Inhalts überprüft werden. Zudem sollten die Medikamente und andere Utensilien alle drei Monate auf ihr Haltbarkeitsdatum hin überprüft werden. Diese Aufgabe wird im QM-Handbuch festgehalten und die Überprüfung entsprechend dokumentiert.

Was in den Notfallkoffer gehört, ist praxisindividuell festzulegen – auch wenn es natürlich vorgefüllte Koffer zu kaufen gibt und Normen (u. a. DIN 13232) regeln, was elementar in einen solchen Koffer gehört. Denn gerade im Hinblick auf Notfall-Medikamente und technische Geräte wie Sauerstoffflaschen und Defibrillator machen nur solche Dinge Sinn, mit deren Anwendung Arzt und Praxisteam vertraut sind. Ein Defibrillator nutzt nur dann, wenn er auch bedient werden kann. Ist er aber vorhanden, müssen alle Mitglieder des Praxisteams damit geschult sein.

Am besten übt das gesamte Team dabei in der eigenen Praxis, und das nicht nur einmal nach der Eröffnung der Praxis, sondern regelmäßig. Wichtig bei der Auswahl eines Schulungspartners ist es, dass er auf Notfalltrainings spezialisiert ist, weil dann die Abläufe und Stressfaktoren besser eingeübt werden können. Wenn Sie in Ihrer Praxis keinen festen Schulungspartner haben, können Sie Hilfsorganisationen wie DRK und ASB ansprechen.

Zum Training gehört auch die Manöverkritik nach einem Notfall. Warum ging es diesem Patienten so schlecht? Warum hat der Arzt diese und jene Anweisung gegeben? Was lief gut, was sollte verbessert werden? Wichtigste Aufgabe eines Hausarztteams ist es immer, den Patienten zu stabilisieren und auf die Weiterbehandlung durch den Notarzt vorzubereiten. Aber das können die entscheidenden Minuten sein.

Reanimation

Der häufigste Notfall bei Erwachsenen, der zu einer Reanimation führt, ist der plötzliche Herzstillstand. Er kann durchaus auch in der Arztpraxis auftreten. In solchen Fällen rufen Sie sofort den Notarzt. Bis zum Eintreffen sind die folgenden Maßnahmen entscheidend:

  • Extrem wichtig ist die suffiziente Herzdruckmassage bei Kreislaufstillstand. Die Beatmung ist nur zweimal bei 30 Kompressionen erforderlich. Am besten laut mitzählen!
  • Für den richtigen Rhythmus der Herzdruckmassage kann man sich am Lied der Bee Gees Stayin Alive orientieren. Damit erreicht man genau die richtige Anzahl an Kompressionen.
  • Es ist nicht wichtig, den Patienten zu intubieren, bevor der Notarzt kommt. Wichtig ist eine gute Maskenbeatmung bei Herz- und Kreislaufstillstand. Der Sauerstoff sollte hierbei an einen Beatmungsbeutel angeschlossen werden.

Das gehört in einen Notfallkoffer

Notfallkoffer
Quelle: KV Bremen

Ein Notfallkoffer enthält Materialien und Medikamente zur Diagnose und Therapie von medizinischen Notfällen, zum Beispiel akuten Erkrankungen, Verletzungen oder Vergiftungen. Je nach Anwendung (Rettungswagen, Notdienst, Arztpraxis) gibt es unterschiedliche Ausstattungen für einen Notfallkoffer. Zudem ist es sinnvoll, bei der Bestückung auf Besonderheiten der Praxis und des Patientenstammes zu achten.

  • Blutdruckmessgerät, ggf. Absaugpumpe, Sauerstoffflasche
  • Für die Notfallbeatmung: Laryngoskop, Larynxtubus oder Larynxmaske sowie Beatmungsbeutel
  • Für den venösen Zugang: Braunüle und Infusionsmaterial sowie Stauschlaufe
  • Notfallmedikation: Adrenalin, Amiodaron, Atropin, Diazepam/Dormicum, Aspisol, Novalgin/Buscopan, ggf. Morphin/Fentanyl, Salbutamol-Spray, Theophilin, Nitrolingual-Spray, Tavegil, Kortison
  • Spritzen, Kanülen, Verbandsmaterial
  • Zusätzlich zum Notfallkoffer: Notfalldefibrillator oder automatisierter externer Defibrillator (AED)