Das Magazin für Medizinische Fachangestellte

Weiterbildung

Der Berufsmarathon

Die Qualifikation der Mitarbeiterinnen in den Hausarztpraxen bekommt immer mehr Gewicht, muss doch die ärztliche Zeit kostbar auf immer mehr Patienten verteilt werden. Die vielen neuen Aufgabenbereiche erfordern ein Marathonpensum an Fort- und Weiterbildungen von uns – bieten aber auch die ausgezeichnete Möglichkeit zu mehr Verantwortung im erlernten Beruf.
© Dudarev Mikhail – fotolia.com
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Die Anzahl der chronisch kranken und geriatrischen Patienten nimmt in den Hausarztpraxen stetig zu und damit auch der Aufwand für diese Patienten. Sie sind öfter in den Praxen oder müssen besucht werden, weil sie die Praxen nicht mehr aufsuchen können. Und sie brauchen Hilfe bei vielen Formalitäten, die dann auf sie zukommen: Antrag für die Pflegeversicherung, Organisation eines Pflegedienstes und, und, und …

Um bei all diesen Dingen optimal unterstützen zu können, müssen wir ständig auf dem Laufenden sein. Das ist ohne kontinuierliche Fort- und Weiterbildung nicht möglich, zumal auch die Ansprüche der Patienten gestiegen sind. Sie erwarten eine kompetente Behandlung und Beratung auch von Seiten des Praxisteams. Das hat aber auch eine gute Seite: Der Beruf der MFA ist längst keine Sackgasse mehr und je nach individueller Neigung gibt es viele verschiedene Möglichkeiten der Weiterentwicklung, die von den drei großen Hauptwegen abzweigen. Diese drei Hauptwege sind:

  • der organisatorische und betriebswirtschaftliche Bereich
  • der medizinische Bereich für den Einsatz in speziellen Praxen
  • der Bereich der Kommunikation und Schulung

Das erforderliche Wissen wird im Rahmen von Fort- und Weiterbildungen erworben. Wo der Unterschied liegt? Nun, die Grenze ist vor allem über den zeitlichen Aufwand definiert: Während man unter einer Fortbildung eine eher kurze Maßnahme versteht, ist eine Weiterbildung in der Regel vom Zeitaufwand her erheblich umfangreicher. Bei Fortbildungen geht es daher auch um ein spezielles, abgegrenztes Thema. In einer Weiterbildung setzt man sich dagegen mit einem ganzen Themenkomplex auseinander, um die eigenen Handlungskompetenzen zu erweitern und sich so den beruflichen Aufstieg und bessere Verdienstmöglichkeiten zu schaffen.

Hier waren die Hausarztteams schon immer sehr aktiv. Viele Praxen haben deshalb inzwischen zum Beispiel auch Diabetesassistentinnen oder Diabetesberaterinnen, die für die Patienten im DMP Diabetes wichtige Ansprechpartner und aufgrund ihrer Qualifikation in der Lage sind, viele Gespräche mit den Patienten selbst zu führen und damit die Praxisleitung zu entlasten. In den Patientengesprächen erfährt die MFA oft wichtige Informationen, die für die weitere Versorgung der Patienten unerlässlich sind.

Voraussetzungen für die Ausbildung zur Diabetesassistentin nach den Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) sind neben der Tätigkeit als MFA:

  • mindestens einjährige praktische Erfahrung in Schulung und Betreuung von Patienten mit Diabetes mellitus,
  • durch Bescheinigung nachgewiesene Teilnahme an einem Fortbildungsseminar Schulungsprogramm für Typ-2-Diabetes ohne Insulin,
  • Nachweis in einem Team mit strukturierter Diabetestherapie und Trainingsprogramm tätig zu sein.

Weiterbildungsangebote

Die Landschaft der nichtärztlichen Versorgungsassistentinnen ist bunt: Während der Hausärzteverband gemeinsam mit dem Verband der medizinischen Fachberufe die Fortbildung zur VERAH anbietet (http://www.verah.de), hat die Bundesärztekammer (BÄK) die Fortbildung zur Nichtärztlichen Praxisassistentin (NäPA) entwickelt. Es gibt eine Vereinbarung zwischen BÄK und Hausärzteverband, nach der die Qualifikation der NäPA auf die zur VERAH angerechnet wird – und umgekehrt. Neben diesen beiden bundesweiten Konzepten gibt es mehrere regionale Modelle für speziell ausgebildete MFAs, die den Arzt unterstützen – zum Beispiel agnes zwei (Brandenburg) MoNI (Niedersachsen), Mopra (Sachsen-Anhalt) und EVA (NRW).

Da Fort- und Weiterbildungen mit Kosten verbunden sind, ist es wichtig sich im Vorfeld zu erkundigen, dass auf die gewünschte Maßnahme auch aufgebaut werden kann. Ein wichtiger Anbieter für MFA ist zum Beispiel das Bildungswerk für Gesundheitsberufe. Es wurde auf Initiative des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V. im Jahr 1999 gegründet und bietet ein großes Angebot an Seminaren und Lehrgängen aus allen Bereichen.
www.bildungswerk-gesundheit.de

Allzweckwaffe VERAH

© Robert Kneschke – fotolia.com
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Eine weitere wichtige Entlastung stellt für die Hausarztpraxis eine VERAH (Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis) dar, die aufgrund ihrer Ausbildung und des dazugehörenden Praktikums Einblicke in die Arbeit der Partner im Gesundheitswesen bekommen und wertvolle Kontakte hergestellt hat. Das Praktikum kann z. B. in Pflegeheimen, ambulanten Pflegediensten, Hospizen, Pflegestützpunkten, Krankenhäusern, Notfallambulanzen, Apotheken, Sanitätshäusern, Hausarzt- und Facharztpraxen, Medizinischen Versorgungszentren, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten oder bei Logopäden, Psychotherapeuten, Hebammen, Rehabilitationseinrichtungen, Krankenkassen, Gesundheitsämtern, Rettungsdiensten, Patientenselbsthilfegruppen usw. vor Ort durchgeführt werden. Dadurch lernt man die entsprechenden Ansprechpartner kennen, was bei der Arbeit in der Praxis immer eine gute Hilfe ist.

Viele Kolleginnen wählen ein Praktikum bei den Apotheken und Krankenkassen vor Ort, um Einblick in die Arbeit unserer direkten Partnern zu erhalten und dort endlich Antworten auf viele Fragen von Patienten und Praxisteams zu erhalten. Damit ist eine VERAH in der Lage, den Patienten alle Fragen zum Verordnungsmanagement von Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln, zur Verordnung häuslicher Krankenpflege, zur Einstufung in die Pflegeversicherung usw. zu beantworten. Dies kann auch direkt vor Ort beim Patienten zu Hause geschehen, denn die VERAH führt auch strukturierte Hausbesuche bei den Patienten durch.

Dadurch erlangt sie Einblicke in die häusliche Versorgung der Patienten und kann ihrer Praxisleitung wertvolle Hinweise geben, da die Patienten oftmals ehrlicher zu den MFAs sind als zum Arzt, der auf die Frage: Wie geht es? oft zu hören bekommt: Na, ganz gut.

Praxismanagerin

Wer in der Praxis eine Führungsposition anstrebt, muss sich in die Lage versetzen, den damit verbundenen Aufgaben nachzukommen. Hier ist eine wichtige und interessante Weiterbildung die zur Praxismanagerin. Sie besteht aus drei Modulen mit anschließender Prüfung und findet bundesweit statt. Sie wird berufsbegleitend angeboten, was für viele Kolleginnen sicher einfacher zu realisieren ist.

Damit können Sie einen soliden Grundstein für die weitere berufliche Entwicklung legen. Eine ideale Ergänzung ist das Qualitätsmanagement, denn gemäß den Vorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) muss ja in jeder Praxis eine Mitarbeiterin als QM-Beauftragte qualifiziert sein. Interessanter Nebenaspekt: Mit einer fundierten QM-Ausbildung kann man nicht nur der eigenen Praxis helfen, sondern mit Zustimmung des Arbeitgebers auch für andere Praxen beratend tätig sein.

Beate Rauch-Windmüller