Fehler im Praxisalltag
Unbrauchbarer Funktionstest
Dieses Ereignis wird aus einer Hausarztpraxis berichtet:
Was ist passiert?
Ein jugendlicher Patient hat berichtet, dass er in den letzten Tagen schlechter Luft bekommen hat. Da die Lunge beim Abhören frei war, wurde vom Arzt eine Lungenfunktionsuntersuchung angeordnet. Diese wurde im Nachbarraum von einer MFA wie folgt durchgeführt: Der Patient saß nicht aufrecht auf einer Liege, wurde sachgemäß an das Gerät angeschlossen und sollte den Anweisungen auf dem Bildschirm folgen. Das tat er äußerst demotiviert. Das Ergebnis dieser verfälschten Messung lag etwas unterhalb des Normwerts.
Was war das Ergebnis?
Der Arzt hat sich die Kurve digital angesehen und dem Jugendlichen ein Beta-2-Sympathomimetikum zum Erweitern der Lunge mitgegeben, welches er für ein paar Tage einnehmen sollte.
Welche Faktoren trugen zu diesem Fehler bei?
Die MFA hat die Untersuchung in der Ausbildung nicht gelernt und sich somit selbst aneignen müssen. Daher fehlte hier eine qualitative Kontrolle:
- Der Patient muss aufrecht sitzen, damit ein vollständig freies Atmen möglich wird.
- Wichtig sind eine tiefe Inspiration und zügige Exspiration, damit die richtigen Volumina und ein korrekter FEV1-Wert gemessen werden können (FEV1 = Volumen, das in der ersten Sekunde ausgeatmet wird). Damit hätte der Jugendliche bei der Messung die Normwerte erreicht.
Wie hätte das Ereignis verhindert werden können?
Hier kommen mehrere Problembereiche zusammen: Ausbildung und Training, Motivation des Patienten, Kommunikation. Die ausführende MFA sollte entsprechend geschult sein und die Relevanz der Untersuchungstechniken sowie die Tricks zur Motivation der Patienten kennen. Ideal ist eine Schulung im Rahmen des Teammeetings.
Tatjana Blazejewski
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