Die Zukunft der Fort- und Weiterbildung
Das Lernen im Team
© Reinhard Merz
In der Hausarztpraxis arbeiten Arzt und Team Hand in Hand, doch bei der Fortbildung gehen Sie oft getrennte Wege. Der Tag der Allgemeinmedizin fördert durch gemeinsame Fortbildung den Teamgedanken und blickt zudem in die Zukunft der Fort- und Weiterbildung für MFA.
Beim Tag der Allgemeinmedizin (TdA) in Heidelberg drücken schon seit vielen Jahren Hausärzte und ihre MFA zusammen die Fortbildungsbank. Zu den Team-Themen gehört Medizinisches wie Schwindel, Hygiene oder Reanimationstraining, aber auch Kommunikationsthemen, etwa zu transkulturellen Herausforderungen oder zum Umgang mit schwierigen Patienten. Beim letzten TdA im Oktober 2016 stand jetzt die Fortbildung selbst als Thema auf dem Fortbildungsprogramm: Wie geht es weiter und wohin? Interaktiver Workshop zur Sicht der MFA auf berufliche Fort- und Weiterbildungen.
Die Ergebnisse sind spannend: MFA selbst sehen den größten Bedarf da, wo sie sich im Alltag unsicher fühlen. MFA müssen heute z. B. in der Lage sein, den Gesundheitszustand eines Patienten abzuschätzen, dafür sind sie aber nicht ausgebildet. Auch die Kommunikation ist ein gefragtes Thema – sowohl gegenüber Patienten, aber auch gegenüber dem Chef.
Die Erfordernisse hängen im Einzelfall aber von der jeweiligen Praxis ab. Vor allem junge Hausärztinnen sehen MFA nicht nur als Erfüllungsgehilfinnen, sondern delegieren gerne einen Teil der täglichen Aufgaben in diese Richtung. Mit zunehmendem Alter und männlichem Geschlecht nimmt diese Bereitschaft ab, ist aber generell vorhanden. Eine Studie aus Mecklenburg-Vorpommern hat belegt, dass dort fast die Hälfte der Hausärzte ihre MFA z. B. auch gerne auf Hausbesuche schicken würden. Die Fortbildungsangebote der Zukunft werden daher vielfältiger und differenzierter sein – aber dafür nicht mehr für jede MFA relevant.
Die neuen Aufgabengebiete für MFA werden dabei sicher immer stärker im Fokus stehen, denn mit den neuen Tätigkeitsprofilen gehen neue Anforderungen einher. Der zunehmend höhere Anteil von Hausärztinnen, die Frau und Familie unter einen Hut bringen wollen, wird zu immer mehr Teamarbeit und Delegation führen. Und damit auch zur Differenzierung der MFA-Tätigkeit. In einer Praxisgemeinschaft mit mehreren Teilzeitärzten wird es zukünftig sicher dazu kommen, dass eine MFA sich nur noch um den Organisationsablauf kümmert und dann auch Personalverantwortung tragen wird. Andere werden schwerpunktmäßig zu Hausbesuchen geschickt. All das braucht Fort- und Weiterbildung.
Über die Aufstiegsfortbildung kann man als MFA auch ohne Abitur die Qualifikation für ein Hochschulstudium erwerben. Seit vier Jahren gibt es an der Universität Heidelberg den berufsausbildungsbegleitenden Studiengang Interprofessionelle Gesundheitsversorgung, der sich an alle medizinischen Assistenz- und Pflegeberufe richtet. Für MFA mit Abitur gibt es die Möglichkeit in das 6. Fachsemester einzusteigen, parallel zur Teilzeittätigkeit zu studieren und in drei Semestern einen Bachelor of Science zu erwerben. MFA ohne Abitur können eine Hochschulzugangsberechtigung durch eine Aufstiegsfortbildung oder eine entsprechende Prüfung erwerben.
Stefan Nöst / RM
Gemeinsame Fortbildungen stärken das Team
© Reinhard Merz
Annika Baldauf und Mariell Hoffmann sind Organisationsleiterinnen beim Heidelberger Tag der Allgemeinmedizin.
Seit mehr als 10 Jahren gibt es beim TdA Fortbildungen für Ärzte PLUS MFA. Wie sind Ihre Erfahrungen?
Das Angebot wird MFA-seitig sowohl von Auszubildenden als auch von erfahrenen Praxismanagerinnen und VERAH wahrgenommen. Wir haben jedes Mal um die 300 Teilnehmer und die Vielzahl der parallel laufenden Workshops stärkt den Austausch im Team und damit auch das Teambuilding.
Welche Kurse für Praxisteams / MFA sind Ihre Dauerbrenner?
Großen Zulauf haben generell praktische medizinische Themen wie EKG, Blutabnahme, Blutdruckmessung, Spirometrie, Impfen, Notfallmanagement oder Wundversorgung. Aber auch Themen zum Praxis- und Konfliktmanagement sind regelmäßig ausgebucht.
Wie sind hier Ihre Erfahrungen mit speziellen Angeboten für VERAH?
Ärzte und ihre VERAH nehmen als Team gemeinsam an der Schulung zu PraCMan teil und bekommen z. B. den Umgang mit der Software vermittelt, den sie sofort systematisch und fallorientiert in die Praxis umsetzten können.