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Editorial

Weniger ist manchmal mehr

So wenig wie nötig und so gezielt wie möglich – schon vor 14 Jahren hat das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) diesen Appell zum Einsatz von Antibiotika veröffentlicht. Denn nur so könne verhindert werden, dass die hohe Wirksamkeit eines antibiotischen Wirkstoffs für die Zukunft leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird, hieß es schon 2003.
© Sergeyy Ilin - stock.adobe.com
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»Heute gilt etwa ein Zehntel der Krankenhauskeime als multiresistent«

Inzwischen haben die Bundesregierung und die Weltgesundheitsorganisation Aktionsprogramme zum rationalen Einsatz von Antibiotika gestartet. 2015 beschäftigten sich die Gesundheitsminister der sieben führenden Industriestaaten auf dem G7-Gipfel unter Einbeziehung der WHO und weiterer internationaler Organisationen intensiv mit dem Thema. Trotzdem konnte der gefährliche Trend bisher nicht gestoppt werden: Heute gilt etwa ein Zehntel der Krankenhauskeime als multiresistent. Das heißt, sie reagieren nicht mehr auf gängige Antibiotika und werden damit zu einem ernsten Behandlungsproblem. Ursache ist der vielfache falsche Einsatz von Antibiotika. Obwohl sie nur gegen Bakterien wirken, werden sie zum Beispiel häufig bei von Viren verursachten Erkältungen oder Mittelohrentzündungen verschrieben. Falsche Auswahl und unsachgemäße Anwendung eines Antibiotikums tragen zur Ausbreitung von Resistenzen bei. Das ist Grund genug für uns, das Thema in diesem Heft näher zu beleuchten.

Sie können die rationale Therapie mit Antibiotika unterstützen. Zum Beispiel, indem Sie den Patienten darauf hinweisen, dass er ein verordnetes Antibiotikum so lange einnehmen sollte, wie es der Arzt verordnet hat. Denn Antibiotika wirken nur, wenn sie regelmäßig und für eine bestimmte Dauer eingenommen werden. Scheuen Sie sich nicht, solche Selbstverständlichkeiten zu wiederholen. Auch wenn Sie es selbst möglicherweise nicht mehr hören können – für den Patienten ist die Information vielleicht ganz neu. Es ist wichtig, dass wir bewusster mit Antibiotika umgehen. Denn nur so besteht die Chance, dass wir auch noch in Zukunft gefährliche Infektionen wirksam behandeln können.

Ihr Thomas Ebel
Arzt im AOK Bundesverband