Das Magazin für Medizinische Fachangestellte

Fortbildung zur Praxisassistentin

VERAH und ihre Schwester

Die Versorgung vor allem der chronisch kranken Patienten ist zukünftig eine Aufgabe für das komplette Praxisteam unter Leitung des Arztes. Im Zentrum stehen dabei die Praxisassistentinnen – die mal VERAH und mal NäPa heißen. Die Ausbildungen sind dabei sehr ähnlich.
© andre2013 - stock.adobe.com
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Ob ambulante Versorgung älterer Menschen, Ernährungsmedizin, Onkologie oder eine andere Spezialisierung: Für MFA gibt es ein breites Spektrum an strukturierten Fortbildungen. Mehr Verantwortung, eine selbstständige Arbeitsweise und Abwechslung im Praxisalltag verspricht vor allem die Fortbildung zur Praxisassistentin, die delegierbare ärztliche Leistungen übernimmt.

© IhF
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Die Ausbildungen zur VERAH und zur NäPa werden gegenseitig anerkannt, die Details differieren aber von Bundesland zu Bundesland. Hier eine schematische Übersicht.
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App-gefahren: Die VERAH- App unterstützt beim Lernen und in der täglichen Praxis.

Das Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten zur nichtärztlichen Versorgungsassistentin ist dabei bunt: Während der Hausärzteverband gemeinsam mit dem Verband der medizinischen Fachberufe die Fortbildung zur VERAH (VERsorgungs-Assistentin in der Hausarztpraxis) anbieten, hat die Bundesärztekammer (BÄK) die Fortbildung zur Nichtärztlichen Praxisassistentin (NäPa) entwickelt. Neben diesen beiden bundesweiten Konzepten gibt es regionale Modelle für MFAs, die den Arzt unterstützen – zum Beispiel agnes zwei (Brandenburg) und EVA (so heißt die NäPa in NRW).

Es gibt eine Vereinbarung zwischen BÄK und Hausärzteverband, nach der die Qualifikation der NäPA auf die zur VERAH angerechnet wird – und umgekehrt (siehe Abb. Seite 5). Beide Fortbildungen umfassen die Kompetenzen zur Übernahme delegationsfähiger Leistungen in der ambulanten Versorgung, um Ärztin oder Arzt zu entlasten und auf Anweisung Aufgaben wie selbstständige Hausbesuche und Besuche im Alten- oder Pflegeheim zu übernehmen. Zum Ausbildungsprogramm gehören daher u. a. Kontrollen, wie Blutdruck und Blutzuckermessungen, Anlegen des Langzeit-EKG ebenso wie Wundversorgung oder Sturzprophylaxe. Auch standardisierte Testverfahren wie den Uhrentest zur Erkennung einer Demenz kann eine Praxisassistentin selbstständig durchführen.

Das zur Ausbildung gehörige Praktikum kann z. B. in Pflegeheimen, ambulanten Pflegediensten, Hospizen, Pflegestützpunkten, Apotheken, aber auch Sanitätshäusern, Hausarzt- und Facharztpraxen, Medizinischen Versorgungszentren, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten oder bei Logopäden vor Ort durchgeführt werden. Das eröffnet neue Berufsperspektiven: Direkt nutzbar sind die erworbenen Fachkenntnisse und Kontakte zum Beispiel bei der Behandlung chronisch Kranker im Rahmen des Case Management. Die zur Praxisassistentin geschulten MFA koordinieren dabei alle Dienste, halten engen Kontakt zu den Patienten und pflegen das komplexe Betreuungsnetzwerk. Mehr als 9.400 VERAH gibt es in der Zwischenzeit deutschlandweit (Stand April 2017), die meisten in Baden-Württemberg. Und in jedem Jahr kommen mehr als 1.000 neue hinzu. Rund 200 Präsenz-, Kompetenz- sowie Hospitationsstunden müssen die MFA vor der Abschlussprüfung zur VERAH absolvieren und dabei gibt es Unterstützung auf dem Smartphone: mit den eLearnings der VERAH-App. Da Fort- und Weiterbildungen mit Kosten verbunden sind, ist es wichtig sich im Vorfeld zu erkundigen, ob auf die Maßnahme auch aufgebaut werden kann. Ein wichtiger Anbieter für MFA ist zum Beispiel das Bildungswerk für Gesundheitsberufe (Webtipp).

Webtipps

Praxisassistentin: Aspekte für die Abrechnung

Für den Einsatz nicht-ärztlicher Praxisassistenten (NäPA) wurden zum Januar 2017 drei neue Zuschläge in das Hausarztkapitel des EBM aufgenommen. Für die NäPA-Pauschale (03060), mit der die Kosten wie Ausbildung und höhere Gehälter abgedeckt werden sollen, ist das die 03061 (12 Punkte), für die Besuchsziffer 03062 die GOP 03064 (20 Punkte) und für die Mitbesuchsziffer 03063 der Zuschlag 03065 (14 Punkte). Der Quartalsdeckel für die NäPA-Pauschale wurde von 12.851 auf 23.800 Punkte (in Summe für die GOP 03060 und den neuen Zuschlag 03061) nahezu verdoppelt. Auch in den Verträgen zur Hausarztzentrierten Versorgung, die viele AOKs und andere Krankenkassen mit den Hausärzten geschlossen haben, wird die Leistung der VERAHs separat vergütet. Die Details unterscheiden sich aber von Vertrag zu Vertrag.

Interview


Dr. Hans-Michael Mühlenfeld ist Vorstandsvorsitzender des Instituts für hausärztliche Fortbildung (IhF).

Herr Dr. Mühlenfeld, wie wird eine MFA zur VERAH?

Jede MFA mit Berufserfahrung in einer Hausarztpraxis kann die Zusatzqualifikation erwerben. Innerhalb der Fortbildung werden dann die Kompetenzen, für die anfallenden Tätigkeiten erlernt.

Wie profitieren MFA von der Fortbildung?

Eigene Kompetenzen weiter entwickeln zu können, ist für viele MFA ein wesentlicher Antrieb. Das bestätigte auch eine Online-Befragung. Mehr Verantwortung und abwechslungsreichere Aufgaben führen zu einer höheren Zufriedenheit am Arbeitsplatz.

Wie nehmen Patienten die VERAH an?

Sehr gut. Häufig stellt der Hausarzt seinen chronisch kranken Patienten zu Beginn der Behandlung eine VERAH an die Seite, die mit ihnen gemeinsam Anwendungen und Maßnahmen bespricht und sie mit einem offenen Ohr und ihren fachlichen Kenntnissen unterstützt. Das schätzen die Patienten.