Große regionale Unterschiede
Asthma in Deutschland
© Ulrich Scholz Design, Düsseldorf
Rund 3,5 Millionen Menschen in Deutschland sind Asthmapatienten. Damit leben immerhin 4,2 Prozent aller 82,9 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern in Deutschland mit einer Asthmaerkrankung, die medikamentös behandelt werden muss. In einem EU-weiten Ranking der asthmabedingten Krankheitslast belegt Deutschland einen Mittelplatz.
In der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen von 0 bis 14 Jahren sind Jungen deutlich häufiger an Asthma erkrankt als Mädchen: 5,4 Prozent der Jungen sind betroffen gegenüber 1,9 Prozent bei den Mädchen. Im Erwachsenenalter sind dagegen mehr Frauen als Männer von Asthma betroffen. Immerhin 6,8 Prozent der Frauen in der Altersgruppe von 70 bis 79 Jahren sind Asthmapatientinnen.
Interessanterweise zeigen sich auch deutliche regionale Unterschiede bei der Asthmahäufigkeit. Das zeigt der aktuelle „Gesundheitsatlas Asthma“ des wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO. Das für den Atlas in Zusammenarbeit mit der Universität Trier entwickelte Hochrechnungsverfahrens erlaubt treffende Aussagen für alle 82,9 Millionen Einwohner in Deutschland regional gegliedert nach Bundesländern sowie den 401 Kreisen und kreisfreien Städten. Die Deutschlandkarte Asthma ist auf Seite 11 dargestellt. Besonders niedrige Krankheitshäufigkeiten weisen Mecklenburg-Vorpommern (3,4 Prozent), Baden-Württemberg (3,7 Prozent) und Hamburg (3,8 Prozent) auf. Anteilig viele Asthmapatienten gibt es dagegen in Nordrhein-Westfalen (4,7 Prozent), im Saarland (4,6 Prozent) und in Thüringen (4,6 Prozent). Nach Korrektur der unterschiedlichen Alters- und Geschlechtszusammensetzung bleibt Mecklenburg- Vorpommern das Bundesland mit der niedrigsten Asthmahäufigkeit, gefolgt von Baden-Württemberg, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Das Bundesland mit den anteilig meisten Asthmapatienten ist Nordrhein-Westfalen, gefolgt vom Saarland und Thüringen. Noch deutlicher sind die Unterschiede auf Kreisebene. Die beiden Regionen mit dem geringsten Anteil an Asthmapatienten sind Heidelberg und der Kreis Dahme-Spreewald mit jeweils 2,9 Prozent. Am stärksten betroffen ist der Landkreis Sonneberg in Thüringen mit 6,5 Prozent.
Adipositas erhöht das Risiko, Asthma zu entwickeln und kann bei bereits bestehendem Asthma bronchiale die Krankheitssymptome verstärken. Ein Vergleich der Regionen mit niedriger und hoher Adipositashäufigkeit bestätigt die aus der wissenschaftlichen Literatur bekannten Zusammenhänge mit Asthma: In Regionen mit besonders hoher Adipositashäufigkeit liegt der Anteil der Asthmapatienten bei 4,5 Prozent, in Regionen mit niedrigerer Adipositashäufigkeit dagegen bei nur 3,8 Prozent. Werden die regional unterschiedlichen Alters- und Geschlechtsstrukturen berücksichtigt, bleibt dieser Unterschied bestehen.
Alles unter Kontrolle?
© WIdO
Auswertung auf Kreisebene: Anteil der Asthmapatienten in Prozent.
Das wesentliche Ziel einer modernen Asthma-Therapie ist die Kontrolle der Erkrankung. Die Betroffenen sollen möglichst keine Beschwerden mehr haben und eine möglichst hohe körperliche Belastbarkeit erreichen. Untersuchungen zeigen, dass bei Patienten, die über einen längeren Zeitraum ohne Unterbrechung am DMP Asthma teilnehmen, sich die Kontrolle der Erkrankung deutlich verbessert.
Wichtigste Säule der Therapie von Asthmapatienten ist ein gutes Management der Erkrankung unter adäquatem Einsatz der verfügbaren Medikamente, ergänzt um nichtmedikamentöse Maßnahmen. Zu den nichtmedikamentösen Maßnahmen gehört es, über die Wichtigkeit von körperlicher Aktivität sowie über die besonderen Risiken des Rauchens und Passivrauchens aufzuklären. Bei jeder Konsultation sollte der Raucherstatus erfragt und die Bereitschaft erkundet werden, mit dem Rauchen aufzuhören. In diesem Fall sollte dem Patienten aktiv Hilfe angeboten werden.
Schriftliche Therapie- und Notfallpläne sollen die Selbstkontrolle der Asthma- Erkrankung unterstützen, vor allem in Bezug auf die Verhinderung von und dem Umgang mit akuten Verschlechterungen (Exazerbationen). Auch die angemessene Selbstanpassung der Medikation ist Bestandteil des Notfallplans. Bei den Verlaufskontrollen ist es wichtig, dass der Selbstmanagementplan regelmäßig besprochen und gegebenenfalls angepasst wird.
Überprüfung der Inhalationstechnik
Eine korrekte Inhalationstechnik ist Voraussetzung für die effektive Pharmakotherapie des Asthmas. Im Vergleich zur Einnahme als Tablette genügt hier eine deutlich kleinere Dosis des Medikaments. Die Nebenwirkungen sind geringer, da weniger Wirkstoff über den Blutkreislauf in andere Organe gelangt.
Außerdem tritt die Wirkung, vor allem bei Bronchien erweiternden Medikamenten, in der Regel schneller ein. Allerdings hängt die Menge des Wirkstoffs, der in die Bronchien gelangt, davon ab, dass der Patient das Medikament richtig inhaliert.
Bei Dosieraerosolen befindet sich der Wirkstoff in suspendierter oder gelöster Form zusammen mit einem Treibgas in einem Druckbehälter, ähnlich einer Spraydose. Bei Druck auf das Dosieraerosol wird eine Menge freigesetzt und kann als fein verteilter Nebel eingeatmet werden. Bei der Inhalation mit einem Dosieraerosol müssen das Auslösen des Sprühstoßes und die Inhalation parallel durchgeführt werden.
Pulverinhalatoren enthalten keine Treibgase, die Inhalation wird durch den Atemzug ausgelöst. Nur wenn die Stärke des Atemzugs, der inspiratorische Flow, groß genug ist, löst der Inhalator aus und der Wirkstoff gelangt in die Lunge. Bei Pulverinhalatoren befindet sich der Wirkstoff entweder in Einzeldosen (Kapseln) oder in umweltfreundlicheren Mehrdosissystemen.
Die Inhalationstechnik des Patienten sollte regelmäßig überprüft werden, weil es beim Inhalieren viele Fehlerquellen gibt. Weisen Sie den Patienten, unabhängig davon, welches System er benutzt, außerdem darauf hin:
- sich genügend Zeit zum Inhalieren zu nehmen
- sich aufrecht hinzusetzen oder zu stehen und entspannt tief auszuatmen
- ausreichend stark einzuatmen und das Medikament zu inhalieren
- den Atem für fünf bis zehn Sekunden anzuhalten und dann erst langsam auszuatmen
Asthma in der SARS-CoV2-Pandemie
Viele Asthmapatienten stellen Fragen in Bezug auf die aktuelle SARS-CoV2-Pandemie, vor allem:
- Besteht bei Asthmapatienten ein erhöhtes Risiko für Infektionen mit SARS-CoV-2?
- Ist im Falle einer Infektion der Verlauf der COVID-19-Erkrankung bei Asthmapatienten besonders schwer?
- Welche Maßnahmen (Verhaltensregeln oder Therapieanpassungen) sind für Asthmapatienten in der jetzigen Pandemiesituation sinnvoll?
Leider sind die bisherigen Erkenntnisse zu Asthma und SARS-CoV-2 noch sehr begrenzt, sodass diese Fragen nur auf Basis begrenzter Evidenz beantwortet werden können. Weitere Forschung wird hier zukünftig Ergebnisse liefern, die zu verlässlicheren Aussagen führen können. Stand heute besteht kein erhöhtes Infektionsrisiko und auch das Risiko für schwere COVID-19-Verläufe scheint zumindest bei gut kontrollierten Asthmapatienten nicht erhöht. Grundsätzlich wird empfohlen, bestehende Asthmatherapien unverändert fortzuführen. Insbesondere eine Langzeittherapie mit inhalativen Steroiden sollte weitergeführt werden, da diese Medikamente vor einer Verschlechterung der Asthmasymptomatik schützen. Als wichtigste Präventionsmaßnahme gelten die allgemeinen Verhaltensmaßnahmen zur Verringerung des Sars-CoV-2-Infektionsrisikos, die auch Asthmapatienten berücksichtigen sollten.