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Heilmittelbericht 2020

Podologie hilft

Mit der fachgerechten Beobachtung und Behandlung der Füße von Diabetes-Patienten können schwerwiegende Schäden und damit auch das Risiko für Amputationen reduziert werden. Das zeigt der aktuelle Heilmittelbericht.
© DOC RABE Media – stock.adobe.com
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Viele Diabetiker schenken ihren Füßen noch immer zu wenig Aufmerksamkeit. Dabei können zu hohe Blutzuckerwerte dort zu schweren Schäden führen. An den Innenwänden der kleinen Blutgefäße entstehen Ablagerungen, die Durchblutungsstörungen verursachen. Gefühlsstörungen, Kribbeln und Schmerzen an den Zehen sind für Patienten oft erste Warnsignale, die leider allzu oft ignoriert werden. Wenn die Füße nicht ausreichend durchblutet werden, fehlt dem Gewebe Sauerstoff und Nahrung. Dadurch kann es zu starken Veränderungen an den Zehen oder anderen Teilen des Fußes kommen. Im Extremfall stirbt Gewebe ab oder es kommt zu Infektionen, die sich ohne richtige Behandlung auf Knochen und angrenzende Teile des Fußes oder Beins ausweiten. Weit fortgeschrittene Komplikationen können eine Amputation oder Teilamputation von Fuß oder Unterschenkel notwendig machen.

Von den insgesamt fast 27 Millionen AOK-Versicherten in Deutschland sind mehr als drei Millionen an Diabetes mellitus erkrankt – knapp 12 Prozent aller AOK-Versicherten. Bei knapp einem Drittel (32,1 Prozent) davon lagen 2019 Neuropathien, ein diabetisches Fuß-Syndrom oder beide Folge-Erkrankungen gleichzeitig vor. Damit waren mehr als eine Million AOK-versicherte Diabetes-Patienten betroffen.

Jeder achte Diabetes-Patient mit podologischer Behandlung

Bei Patienten, deren Wahrnehmung und Schmerzempfindung durch eine Neuropathie eingeschränkt ist, die schlecht sehen oder in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt sind, sollte eine medizinische Fußpflege durch den Podologen erfolgen. Bei Risikopatienten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen diese Kosten im Rahmen des DMP Diabetes.

In den Jahren 2009 bis 2019 ist die podologische Behandlungsrate unter den Diabetes-Patienten deutlich angestiegen. Das zeigt der aktuelle Heilmittelbericht des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Während im Jahr 2009 67,6 je 1.000 AOK-Versicherte mit Diabetes mellitus podologisch behandelt wurden, waren es im Jahr 2019 bereits 117,4 je 1.000 AOK-versicherte Patienten. Damit stieg die Behandlungsrate um 74 Prozent –sicherlich auch ein Verdienst des DMP, dessen Teilnehmerzahl im gleichen Zeitraum um knapp ein Viertel (24,1 Prozent) gestiegen ist. 2019 erhielten insgesamt mehr als 372.000 AOK-versicherte Diabetes-Patienten an zusammen etwa 2,67 Millionen Terminen eine podologische Behandlung – bei den 75- bis 89-jährigen Diabetes-Patienten waren es sogar 15 Prozent

Deutlicher Rückgang der Amputationen

Im selben Zeitraum sank die Rate der von Amputationen oder Teilamputationen betroffenen Diabetes-Patienten um 15,5 Prozent: Von einer Fuß- oder Beinamputation waren 2009 5,3 je 1.000 AOK-versicherte Patienten betroffen, im Jahr 2019 waren es 4,5 je 1.000. In einer ersten Abschätzung zeigt sich, dass sich auch 2020 der langjährige Trend eines Rückgangs der Amputationen unter den Diabetes-Patienten fortsetzte.


Den Heilmittelbericht 2020 können Sie kostenfrei downloaden:

www.wido.de/publikationen-produkte/buchreihen/heilmittelbericht/2020/