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PräVaNet: Prävention neu gedacht

In der Diskussion um die vierte Impfung zum Schutz vor COVID-19 haben sich im April 2022 führende Immunologen aus Deutschland zu Wort gemeldet.

Sie sprachen sich dafür aus, klar zu unterscheiden zwischen immungesunden und immunkompromittierten Menschen sowie zwischen den Impfzielen „Schutz vor schwerer Erkrankung“ und „Schutz vor Infektion mit SARS-CoV-2“.

Hauptziel ist und bleibt der Schutz vor schwerer Erkrankung. Dieser werde bei den meisten Menschen bereits nach zweimaliger Impfung erreicht. Entscheidend ist die T-ZellAntwort: CD4-Helferzellen und CD8-Killerzellen bekämpfen das Virus direkt, verkürzen nach Infektion den Krankheitsverlauf oder sorgen für einen milden oder gar asymptomatischen Verlauf. Dieser T-Zell-Schutz sei deutlich dauerhafter als der Schutz durch neutralisierende Antikörper, sowohl nach der Impfung als auch bei COVID-19 Genesenen. Nach der dritten Impfdosis erhöhe sich zwar für etwa einen Monat die T-Zellanzahl, sie falle dann aber erneut auf das Niveau zurück wie nach zwei Dosen Impfstoff. Erst nach etwa einem Jahr hat die T-Zell-Antwort relevant abgenommen, sodass nach derzeitigem Kenntnisstand eine Auffrischung sinnvoll werden kann.

Bei Menschen mit Immundefekten, unter Immunsuppressiva-Therapie sowie bei alten Menschen muss mit einer weniger ausgeprägten und verlangsamten Reaktion des Immunsystems auf die Impfung gerechnet werden. Insgesamt rechnen die Wissenschaftler mit einem über Jahre anhaltenden Impfschutz bei immunkompetenten Menschen, auch vor neuen Virusvarianten.

Ob der künftig verfügbare, an die Omikron-Variante angepasste Impfstoff vorteilhaft sein wird, muss sich noch zeigen. Für die T-Zell-Antwort spielt die Art des Impfstoffs wahrscheinlich keine wesentliche Rolle. Klar ist, dass die Antikörper-Antwort auf die derzeit verfügbaren Impfstoffe kaum Infektionen mit Omikron im Sinne eines Fremdschutzes verhindern können. Dass dagegen der Schutz vor schwerer Erkrankung per Impfung gelungen ist, davon sind die Immunologen überzeugt – ein Impfschutz, der langfristig anhalte. Sollte es künftig dennoch problematische Varianten von SARS-CoV-2 geben, sei man mit der mRNA-Technologie in der Lage, rasch mit neuen Vakzinen zu reagieren, heißt es abschließend.

Aus der Ärzte Zeitung