Das Magazin für Medizinische Fachangestellte

Fehler im Praxisalltag

Dringlichkeit schlecht kommuniziert

In der Rubrik „Fehler im Praxisalltag“ stellen wir in jedem Heft einen Fall vor. In dieser Folge geht es um ein EKG und die Dringlichkeit einer Folgebehandlung.

Aus einer Hausarztpraxis wird folgendes Ereignis berichtet:

Was ist passiert?

Eine Patientin kommt zu einer Routineuntersuchung. Unter anderem wird ein EKG geschrieben. Die Ärztin stellt den Befund und sagt der Patientin, sie solle sich „heute oder morgen“ in der Klinik vorstellen, das EKG sei „auffällig“. Die Patientin möchte das nicht. Die Tochter, die sie begleitet hat, überredet sie schließlich. Um die Mutter nicht zu sehr zu belasten, wird die Fahrt in die Klinik aber zunächst einmal verschoben. Die Ärztin gibt ihnen den Ausdruck vom EKG mit. Am Abend stellt sich die Patientin im Kreiskrankenhaus vor. Der Arzt der Notaufnahme befundet das EKG erneut und veranlasst sofort eine Operation wegen hochgradigem Infarktverdacht. Es werden zwei Stents implantiert. Der Kardiologe sagt: „Sonst hätte Sie die Nacht nicht überlebt.“

Mögliche Gründe, die zu dem Ereignis geführt haben können?

Die Behandlung der Patientin wurde um mehrere Stunden verzögert, das hätte für die Patientin auch zu spät sein können. Die Dringlichkeit wurde offensichtlich nicht ausreichend kommuniziert, und es wurden keine eskalierenden Maßnahmen eingeleitet.

Welche Maßnahmen wurden aufgrund dieses Ereignisses durchgeführt?

Den Bericht hat eine Angehörige mit medizinischem Hintergrund eingereicht, die Maßnahmen der Hausarztpraxis sind daher nicht bekannt.

Kommentar des Frankfurter Instituts für Allgemeinmedizin

Zum Glück ist dieses Ereignis noch einmal relativ glimpflich ausgegangen, jedoch hätte es schlimme Folgen haben können. Es stellt sich die Frage, ob die Ärztin die Situation nicht richtig eingeschätzt hat oder die Dringlichkeit einer Vorstellung im Krankenhaus nicht richtig kommuniziert wurde.

Kommentar eines Nutzers

Die Patientin kam zur „Routinediagnostik“, sie hatte vermutlich also keine klinischen Anzeichen, die bei Frauen oft auch atypisch sind. Vielleicht hatte die Patientin auch keinen akuten Infarkt, sondern nur eine hochgradige Stenose, das gibt der Angehörigenbericht nicht eindeutig her. Bei Unklarheiten sollte man in Kooperation mit einer kardiologischen Praxis idealerweise über eine kurzfristige Vorstellungsmöglichkeit verfügen oder die Patientin in eine Klinik bringen lassen.
Tatjana Blazejewski

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