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Traumjob oder Schrecken? Das sagen Leserinnen
Gerda Huth aus Kirschfurt schreibt:
„Ich arbeite seit 1985 in diesem Job in einer Praxis für Allgemeinmedizin, und es macht mir noch immer Spaß. Inzwischen gibt es ja auch etliche Möglichkeiten, eine Zusatzausbildung zu absolvieren und dadurch eine Gehaltserhöhung zu erlangen. Ich selber bin inzwischen NäPA und unter anderem für die Hausbesuche zuständig. Die Patienten freuen sich und sind sehr dankbar, dass noch jemand zu ihnen nach Hause kommt, und für mich ist dies eine willkommene Abwechslung im Arbeitsalltag. Müsste ich mich nochmals für einen Beruf entscheiden: Ich würde es wieder tun.“
Heidemarie Wochnik aus Lüdenscheid sieht das kritischer:
„Wir sind sechs MFA in der Praxis, die sich in verschieden Fachbereichen weitergebildet haben, davon zwei Fachwirtinnen. Wir haben und hatten einen guten Chef und werden fair bezahlt. Trotzdem hatten wir neulich ein Gespräch über unseren Beruf und waren einhellig der Meinung, dass wir unseren Töchtern keinesfalls empfehlen würden, unseren Beruf zu ergreifen. Das hängt zum einen damit zusammen, dass in vielen Praxen nicht fair, z. T. untertariflich bezahlt wird, zum anderen aber auch, dass die gesellschaftliche Anerkennung nicht gegeben ist. Dies spiegelt sich auch in der häufig verwendeten Berufsbezeichnung Sprechstundenhilfe. Die suggeriert unterschwellig, dass wir Hilfskräfte in der Sprechstunde sind.“
Die Meinung von Christina Deschler aus Eisenberg:
„Wir haben in der Praxis auch eine Auszubildende, leider hatten wir nur eine einzige Bewerberin auf die ausgeschriebene Stelle. Ich finde, dass MFA nach wie vor ein toller Beruf ist – abgesehen von der leider immer noch sehr schlechten Bezahlung. Man trägt so viel Verantwortung, und auch der zeitliche Aufwand ist durchaus erheblich, dafür ist die Bezahlung sehr schlecht. Als alleinerziehende Frau mit Kindern ist es schier unmöglich, sich durch eine Halbtagsstelle selbst zu finanzieren. Und bei einer Ganztagsstelle sind die Arbeitszeiten oft so lange, dass man hier Probleme mit der Betreuung der Kinder bekommt, wenn man keine Angehörigen im nahen Umfeld hat.“
Und Antje Busse aus Schwieberdingen wirft einen Blick in die Zukunft:
„Ich liebe meinen Beruf und ich gebe mein Wissen auch gerne weiter, darum würde ich natürlich auch einer jungen Frau meinen Job anpreisen. Der Beruf der MFA ist im Wandel und durch viele Fort- und Weiterbildungen ist es möglich, sich weiter zu qualifizieren und so den eigenen Wert zu steigern. Die Digitalisierung macht auch in einer Arztpraxis nicht halt, und darum sehe ich MFAs nicht mehr für die Terminvergabe am Telefon oder für die Ausgabe von Rezepten, nein: Ich sehe die Zukunft der MFA als eine Art ,Gemeindeschwester 2.0‘. Der Ärztemangel auf dem Land erfordert fähige MFAs, die Hausbesuche abdecken und die Patienten zu Hause betreuen. Als erste Ansprechpartnerinnen können MFAs mit sehr guten medizinischen Kenntnissen dem ärztlichen Personal sehr vieles abnehmen.“