Fortbildung und Weiterbildung
Gute Perspektiven
Fast nirgendwo ist der Fortschritt so dynamisch wie in der Medizin. Deshalb müssen Angehörige von Gesundheitsberufen ständig am Ball bleiben, um das eigene berufliche Wissen und Können auf dem neuesten Stand zu halten. Das gilt natürlich auch für die rund 430.000 Medizinischen Fachangestellten in Deutschland, die einen großen Teil der ambulanten Patientenversorgung in Deutschland leisten. Sie unterstützen Ärztinnen und Ärzte nicht nur bei den zunehmend komplexen und sich verändernden Versorgungsaufgaben, sondern entlasten sie auch mehr und mehr, indem sie medizinische Aufgaben in Praxen und bei Hausbesuchen übernehmen.
Vor allem diese erweiterten Tätigkeitsfelder der MFA machen eine qualitativ hochwertige Fortbildung unerlässlich. Wichtig ist dabei die sorgfältige Planung der Fortbildung, die an den Bedürfnissen der Arztpraxis, der Patienten und natürlich an den individuellen Interessen der MFA ausgerichtet werden muss. Je nach individueller Neigung gibt es viele verschiedene Möglichkeiten der Weiterentwicklung, die letztlich alle auf einen der drei Hauptwege zurückzuführen sind:
- der organisatorische und betriebswirtschaftliche Bereich
- der medizinische Bereich für den Einsatz in speziellen Praxen
- der Bereich der Kommunikation und Patientenschulung
Das erforderliche Wissen wird im Rahmen von Fort- und Weiterbildungen erworben. Worin besteht der Unterschied? Nun, die Grenze ist vor allem über den zeitlichen Aufwand definiert: Während man unter einer Fortbildung eine eher kurze Maßnahme versteht, ist eine Weiterbildung in der Regel vom Zeitaufwand her erheblich umfangreicher. Bei Fortbildungen geht es daher auch um ein spezielles, abgegrenztes Thema. In einer Weiterbildung setzt man sich dagegen mit einem ganzen Themenkomplex auseinander, um die eigenen Handlungskompetenzen zu erweitern und um sich so den beruflichen Aufstieg und bessere Verdienstmöglichkeiten zu schaffen.
Fördermöglichkeiten
Aus- und Weiterbildung sind eine gute Grundlage für die Zukunft – aber mitunter auch ganz schön teuer. Damit sich jeder diese Art von Bildung leisten kann, bietet der Staat viele Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten an (Webtipp). Einen generellen Anspruch gibt es aber nicht: Jede Förderung muss individuell geprüft und bewilligt werden.
Eine allgemeine Beschreibung existiert nicht, denn jedes Land hat seine eigenen Fördermöglichkeiten und jeder Ort seine eigene Beratungsstelle – mal bei der Agentur für Arbeit, mal bei der Stadtverwaltung. In der Regel können bis zu 500,- Euro pro Antrag gefördert werden, der Antrag muss aber in jedem Fall vor Kursbuchung gestellt werden.
Klassiker: VERAH & Co.
Der Verband medizinischer Fachberufe bietet die Broschüre “Berufliche Perspektiven: Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Medizinische Fachangestellte“ an. VmF-Mitglieder können sie kostenlos herunterladen, alle anderen zahlen 10 Euro.
Ein Klassiker ist die Weiterbildung zur Praxisassistentin, die delegierbare ärztliche Leistungen übernimmt. Das Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten zur nichtärztlichen Versorgungsassistentin ist dabei bunt: Während der Hausärzteverband gemeinsam mit dem Verband der medizinischen Fachberufe die Fortbildung zur VERAH (VERsorgungs-Assistentin in der Hausarztpraxis) anbietet, hat die Bundesärztekammer (BÄK) die Fortbildung zur Nichtärztlichen Praxisassistentin (NäPa) entwickelt.
Beide Fortbildungen umfassen die Kompetenzen zur Übernahme delegationsfähiger Leistungen in der ambulanten Versorgung, um Ärztin oder Arzt zu entlasten und auf Anweisung Aufgaben wie selbstständige Hausbesuche und Besuche im Alten- oder Pflegeheim zu übernehmen. Einen ausführlichen Beitrag zu dieser Weiterbildungsmöglichkeit finden Sie in Ausgabe 2/2017 von info praxisteam.
Habe ich ein Recht auf Bildungsurlaub?
Im Gehaltstarifvertrag für MFA ist zu dieser Frage keine Vereinbarung getroffen. Es gilt daher das Recht des entsprechenden Bundeslandes. In allen Bundesländern außer Bayern und Sachsen haben Arbeitnehmer ein Recht auf bezahlte Freistellung für Weiterbildung, auch Bildungsurlaub genannt. Der Umfang beträgt bis zu fünf Arbeitstage pro Jahr. Entscheidend ist dabei der Arbeitsort, nicht der Wohnort.
Aber auch in Bundesländern mit Anspruch auf Bildungsurlaub gibt es Einschränkungen. Sie müssen Bildungsurlaub rechtzeitig anmelden, meist sechs Wochen vorher. In vielen Bundesländern gilt der Anspruch zudem in Kleinbetrieben mit bis zu zehn Angestellten nicht – und darunter fallen die meisten Arztpraxen. Der Arbeitgeber kann die Zustimmung in bestimmten Fällen auch verweigern, etwa wenn nachweislich betriebliche Gründe gegen die Abwesenheit des Arbeitnehmers sprechen.
Andererseits profitiert der Chef auch, wenn Sie sich fortbilden. Es lohnt sich daher auf jeden Fall, das Thema anzusprechen. Die Fortbildung bezahlen muss der Chef auf jeden Fall nicht.
Aufstiegsfortbildung
Auch die klassische Aufstiegsfortbildung wie im Handwerk (die eigentlich eine Weiterbildung ist) ist für MFA möglich. Sie führt zu einem Abschluss als Fachwirt/-in. Ziel der Fortbildung zur/zum Fachwirt/in für ambulante medizinische Versorgung ist es, MFA zu befähigen in kleineren und mittleren Gesundheitseinrichtungen (z. B. Gemeinschaftspraxen oder Praxisgemeinschaften) spezifische Führungs- und Fachfunktionen wahrzunehmen, die die Kernprozesse am Patienten umfassen und somit den Arzt oder die Ärztin wesentlich entlasten. Zuständig sind die einzelnen Landesärztekammern, Grundlage ist das Curriculum der Bundesärztekammer.
Die Aufstiegsfortbildung zum Fachwirt/in im Gesundheits- und Sozialwesen eröffnet Karrieremöglichkeiten im mittleren Management. Sie ist eine attraktive Alternative zu Bachelor-Studiengängen und ermöglicht den direkten Durchstieg z. B. zum Geprüften Betriebswirt auf Master-Niveau. Der Schwerpunkt liegt hier auf Planung, Führung, Organisation und Kontrolle mit betriebswirtschaftlichen und personalwirtschaftlichen Steuerungsinstrumenten. Von Industrie- und Handelskammern (IHK), Berufsfortbildungszentren und Akademien werden Vorbereitungskurse zum Ablegen der Prüfung vor der IHK angeboten.
Den richtigen Anbieter für die MFA-Weiterbildung zu finden, ist mitunter schwierig, weil das Angebot sehr breit ist: Fachschulen, Kollegs, Fernakademien, Hochschulen und andere Institute stehen hier im Wettbewerb. Einen guten Überblick verschafft die Broschüre Berufliche Perspektiven. Aufgelegt hat sie der Verband medizinischer Fachberufe. VmF-Mitglieder können sie nach Login kostenlos herunterladen (www.vmf-online.de), alle anderen zahlen 10 Euro.
Mittlerweile werben viele Praxen, die nach einer MFA suchen, gezielt um junge Mütter nach der Babypause. Speziell für diese Berufsrückkehrerinnen bieten verschiedene Bildungsinstitutionen Kombikurse an, in denen das vor Jahren erworbene Wissen auf den neuesten Stand gebracht wird.
Webtipps
- Bildungswerk des VmF:
www.bildungswerk-gesundheit.de - Fortbildungsportal der Bundesärztekammer:
www.fortbildung-mfa.de - Rahmenbedingungen und Angebote für Bildungsurlaub:
www.bildungsurlaub.de - Fördermöglichkeiten:
www.bildungpraemie.info