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Sprechstunde

Aus der Medizin

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Diabetesforschung: Künstliches Pankreas

Die kontinuierliche Glukosemessung (CGM) mit einem Sensor hat die Insulintherapie revolutioniert und in Verbindung mit einer Pumpe ein künstliches Pankreas ermöglicht. Dabei drosselt oder steigert die Pumpe anhand der Echtzeit-Glukosewerte automatisch die Insulinabgabe. Dass solche Systeme bei Menschen mit einem guten Diabetesmanagement wirksam sind, zeigt eine von den US-National Institutes of Health geförderte Studie, die im Oktober 2019 im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde.

An der Untersuchung nahmen 168 Typ-1-Diabetiker im Alter von 14 bis 71 Jahren teil (HbA1c 5,4 bis 10,6 Prozent). Verwendet wurde das von Forschern der Universität Virginia mitentwickelte System Tandem Control IQ. Das Hybrid-System passt nur die Insulin-Basalrate automatisch an. Zu den Mahlzeiten müssen die Patienten weiter selbst die Kohlenhydrate abschätzen und die Daten der zur Kompensation erforderlichen Insulinmenge in die Pumpe eingeben.

Automatisch wird mit dem System aber vor allem auch die nächtliche Insulinabgabe gesteuert, mit dem Ziel nahezu normnaher morgendlicher Nüchternwerte. Der verwendete Algorithmus ist dabei vor allem auch auf die Hypoglykämie-Sicherheit ausgelegt.
Aus der Ärzte Zeitung

Gender-Unterschiede bei Atembeschwerden

Bei Kindern und Jugendlichen mit Atembeschwerden gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede, die zudem altersabhängig sind. Aus der KiGGS-Studie (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland) geht hervor, dass Asthma bei Jungen vor der Pubertät deutlich häufiger vorkommt als bei Mädchen. Die Prävalenzen nähern sich in der Pubertät mit jeweils etwa 7 Prozent im Alter von 11 Jahren an. Im Alter von 16 Jahren liegt die Prävalenz bei Mädchen bei 6,2 Prozent, bei Jungen bei 4,3 Prozent. Dies ist auf eine erhöhte Inzidenz sowie verminderte Remissionsraten bei Mädchen im Vergleich zu Jungen zurückzuführen. Bekannt ist auch, dass Kinder, die auf dem Lande aufwachsen, deutlich seltener Asthma und Atopien haben als Stadtkinder.

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Brustkrebs: Biomarker wird Kassenleistung

Patientinnen mit primärem Brustkrebs im frühen Stadium, bei denen das Rückfallrisiko nicht sicher bestimmt werden kann, können künftig einen Biomarker-Test als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung in Anspruch nehmen. Das hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) jetzt mitgeteilt. Der Test soll die Entscheidung für oder gegen eine adjuvante systemische Chemotherapie unterstützen.

Laut G-BA erkranken jährlich rund 70.000 Frauen an frühem Brustkrebs in Deutschland. Bei schätzungsweise 20.000 dieser Patientinnen können die behandelnden Ärzte nach einer Brustkrebsoperation allein aufgrund der klinisch-pathologischen Kriterien keine eindeutige Therapieempfehlung hinsichtlich einer Chemotherapie geben. Der Test kann in diesen Fällen ergänzende Informationen liefern, die bei der Abwägung der Nutzen-Risiko-Relation einer Chemotherapie helfen. Vor dem Einsatz des Tests muss eine fachärztliche Aufklärung anhand eines dafür entwickelten Patientinnenmerkblattes erfolgen.
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Kaum Interferenzrisiken bei Implantaten

Die Gefahren potenzieller Interferenzen von Herzschrittmachern und implantierten Defibrillatoren mit Smartphones oder ähnlichen Geräten mit elektromagnetischer Strahlung verunsichern viele Träger. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) geben jetzt aber größtenteils Entwarnung. Moderne Smartphones bringen demnach nur ein sehr geringes Interferenzrisiko mit sich. Ein Sicherheitsabstand von 15 cm zum Implantat, wie er noch vor zehn Jahren empfohlen wurde, ist demnach nicht mehr erforderlich. Zu induktiven Ladestationen sollten Schrittmacher- und Defibrillator-Träger aber einen Mindestabstand von 10 cm einhalten. Auch MP3-Player sind nicht riskant. Die in Kopfhörern oder Lautsprechern verarbeiteten Dauermagnete können jedoch Störungen an Herzschrittmachern und Defibrillatoren erzeugen. Daher sollten sie niemals direkt auf der Stelle platziert sein, an der das Gerät implantiert ist.

Demenzrisiko lässt sich beeinflussen - ein wenig

Wer sich gesund ernährt, viel Sport treibt und zeitlebens seine Hirnzellen durch geistig anspruchsvolle und soziale Aktivitäten auf Trab hält, erkrankt seltener an Alzheimer und Demenz. Das beschreiben drei epidemiologische Studien, die ganz aktuell in den renommierten Zeitschriften JAMA und JAMA Neurology veröffentlicht wurden.

Die Gene bestimmen rund die Hälfte bis zwei Drittel des Demenzrisikos, doch ein gesunder Lebensstil kann offensichtlich ein genetisch erhöhtes Demenzrisiko abschwächen. Forscher der Universität in Exeter, Großbritannien, haben aus den vier Faktoren Rauchen, körperliche Aktivität, Ernährung sowie Alkoholkonsum einen Healthy Lifestyle Score berechnet und die Angaben von knapp 200.000 Teilnehmern ausgewertet. Unter den ziemlich ungesund lebenden Teilnehmern war die Demenzrate um rund 35 Prozent höher als unter denen mit gesundem Lebensstil - bei gleicher genetischer Vorbelastung.

Einer Studie der Harvard Medical School zufolge kommt der körperlichen Aktivität dabei eine besondere Bedeutung zu. Sie fanden heraus, dass viel Bewegung unabhängig von vaskulären Risikofaktoren den Verlust an funktionalen Gehirnvolumen und den kognitiven Abbau bremst. Ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung scheint also bereits entstandenen Schaden zu begrenzen.

Eine dritte Studie der Universität in Tianjin, China, berechnete bei rund 1.600 anfangs demenzfreien und im Schnitt bereits 80 Jahre alten Teilnehmern einen Score für die kognitive Reserve basierend auf Ausbildung, Job und Angaben zu geistigen Aktivitäten über die gesamte Lebensspanne hinweg. Im Laufe von sechs Jahren erkrankte rund ein Viertel an einer Demenz, über 90 Prozent davon erhielten eine Alzheimerdiagnose. Die Demenzrate war dabei im Drittel mit der höchsten kognitiven Reserve um etwa 40 Prozent geringer als im Drittel mit der geringsten Reserve und Personen mit hoher Reserve erkrankten im Schnitt acht Jahre später als solche mit geringer Reserve.
Aus der Ärzte Zeitung

Gestillte Kinder werden seltener adipös

Im Kampf gegen Adipositas bei Kindern hat die Weltgesundheitsorganisation WHO für das Stillen von Säuglingen geworben. Babys, die niemals oder nur unregelmäßig gestillt worden seien, wiesen ein erhöhtes Risiko auf, schon als Kind übergewichtig zu werden.

Die Organisation berief sich dabei auf zwei Studien, die in diesem Jahr auf dem Europäischen Kongress zur Adipositas in Glasgow vorgestellt wurden. Je länger ein Kind gestillt wird, desto größer ist der Schutz vor Adipositas, erklärte die für nicht-übertragbare Krankheiten zuständige WHO-Europa-Direktorin Bente Mikkelsen. Dieses Wissen könne für die Bemühungen im Kampf gegen die Fettleibigkeit von Nutzen sein.

Die WHO empfiehlt, dass Säuglinge in den ersten sechs Monaten ihres Lebens ausschließlich gestillt werden. Danach sollten sie neben der Muttermilch auch ergänzende Nahrungsmittel erhalten.

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Rauchende Väter schaden dem Ungeborenen

Wenn Männer während der Schwangerschaft ihrer Frau rauchen, kann dies das Risiko für Herzfehler beim ungeborenen Kind erhöhen. Auch den werdenden Müttern schadet das Passivrauchen, so das Ergebnis einer Metaanalyse. Für diese verglichen chinesische Forscher 125 Studien, die auf Daten von 137.574 Babys mit angeborenen Herzfehlern und 8,8 Millionen werdenden Eltern basieren (Eur J Prev Cardiol 2019; online 23. März 2019).

Acht von 1.000 Kindern weltweit sind von Herzfehlern betroffen. Auch wenn sich ihre Prognose und Lebensqualität durch Operationen verbessern kann, bleiben lebenslange Auswirkungen. Dabei komme es häufiger vor, dass werdende Väter rauchen, als dass Schwangere selbst zur Zigarette greifen. Erstmals wurde in einer Metaanalyse die Rauchbelastung in verschiedenen Stadien der Schwangerschaft untersucht. Bei Frauen war das Rauchen während der Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko assoziiert, ein Kind mit einem Herzfehler zu bekommen. Rauchen vor Schwangerschaft war nicht mit erhöhtem Risiko assoziiert. Anders das Passivrauchen der Frau: Es war nicht nur während, sondern auch vor der Schwangerschaft gefährlich für die Entwicklung des Babys.

Die Autoren raten den Vätern dringend, mit dem Rauchen aufzuhören. Frauen sollten mit dem Rauchen aufhören, bevor sie versuchen, schwanger zu werden, um sicherzustellen, dass sie rauchfrei sind, wenn sie schwanger werden.

Neues Darmkrebs-Screening ist gestartet

Das neu organisierte Programm zur Früherkennung von Darmkrebs ist offiziell gestartet. Seit April 2019 können Ärzte die Darmkrebsfrüherkennung für gesetzlich Versicherte ab 50 Jahren abrechnen. Der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) war vergangenen Herbst in Kraft getreten. Wie der G-BA mitteilt, wird Männern nun ab einem Alter von 50, und nicht wie bisher ab 55 Jahren, eine Darmspiegelung angeboten. Bei Frauen bleibt die Altersgrenze für die Koloskopie bei 55 Jahren. Wie bisher können auch Tests auf nicht sichtbares Blut im Stuhl in Anspruch genommen werden.

Das neu organisierte Programm zur Früherkennung von Darmkrebs ist offiziell gestartet. Seit April 2019 können Ärzte die Darmkrebsfrüherkennung für gesetzlich Versicherte ab 50 Jahren abrechnen. Der Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) war vergangenen Herbst in Kraft getreten. Wie der G-BA mitteilt, wird Männern nun ab einem Alter von 50, und nicht wie bisher ab 55 Jahren, eine Darmspiegelung angeboten. Bei Frauen bleibt die Altersgrenze für die Koloskopie bei 55 Jahren. Wie bisher können auch Tests auf nicht sichtbares Blut im Stuhl in Anspruch genommen werden.

Grundsätzlich erhalten alle Versicherten zukünftig mit Erreichen des Alters von 50 Jahren von ihrer Krankenkasse eine Einladung zur Teilnahme am Darmkrebs-Screening. Weitere Einladungen erfolgen – sofern die Versicherten nicht widersprechen – jeweils mit dem Erreichen des Alters von 55, 60 und 65 Jahren. Der erste Einladungsstichtag ist der 1. Juli 2019.

Die mit dem Einladungsschreiben verschickte Versicherteninformation legt ausführlich die Vor- und Nachteile der Teilnahme an der Darmkrebs-Früherkennung, die verschiedenen Untersuchungsmöglichkeiten und den Ablauf der Untersuchungen dar. Im Alter von 50 bis einschließlich 54 Jahren können alle Frauen, sowie Männer, die sich nicht für eine Darmspiegelung entschieden haben, jährlich einen immunologischen Test (iFOBT) auf Blutspuren im Stuhl durchführen lassen. Ab 55 Jahren besteht der Anspruch auf diese Untersuchung (iFOBT) alle zwei Jahre, sofern die Patienten davor noch keine Darmspiegelung haben durchführen lassen. Wenn der Stuhltest ein auffälliges Ergebnis zeigt, ist eine Darmspiegelung zur Abklärung des Befunds notwendig.


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