Praxisorganisation und -management

Gesundheitspolitik
4-Jahres-Plan
Seit rund zwei Monaten ist die neue Bundesregierung im Amt. Gesundheitsminister Hermann Gröhe soll dafür sorgen, dass die im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Maßnahmen in den kommenden vier Jahren umgesetzt werden. info praxisteam erläutert die Schwerpunkte.

Neuer Heilmittelbericht erschienen
Vor allem Jungen brauchen vor dem Schulbeginn sprach-therapeutische Unterstützung: 2012 war jeder vierte Sechsjährige in sprachtherapeutischer Behandlung. 2007 lag der Anteil erst bei etwa 20 Prozent. Das zeigt der aktuelle Heilmittelbericht 2013 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Über zwei Drittel (67,7 Prozent) aller sprachtherapeutischen Leistungen werden Kindern und Jugendlichen bis 15 Jahren verordnet.
Die häufigste Indikation sind demnach mit einem Anteil von 53
Prozent Sprachstörungen vor Abschluss der Sprachentwicklung.
Erst mit deutlichem Abstand folgen Sprachstörungen nach
Abschluss der Sprachentwicklung (13,1 Prozent) und Behandlungen
aufgrund von Artikulationsstörungen (9 Prozent). Um Störungen
der normalen Sprech- und Sprachentwicklung entgegenzuwirken,
werden Sprachtherapien größtenteils im ersten Lebensjahrzehnt
von Kindern eingesetzt. Der Höhepunkt der Verordnungen findet
sich bei den Sechsjährigen. Der Heilmittelbericht steht zum
kostenlosen Download unter:
www.wido.de
KBV: Qualitätsmanagement funktioniert
Über zwei Drittel der Vertragsärzte befanden sich 2012 bei ihrem praxisinternen Qualitätsmanagement (QM) im Soll. Acht Prozent hatten ihr Soll sogar übererfüllt. Gerade einmal 23 Prozent der Ärzte hinkten den Vorgaben für ihr QM noch hinterher. So das Ergebnis des aktuellen Qualitätsberichts der KBV, der im Januar 2014 veröffentlicht wurde.
Dass sich Arztpraxen zunehmend für mehr Qualität in der Versorgung einsetzen, zeigt demnach auch die Entwicklung der Disease-Management-Programme (DMP). Ende 2012 waren über sechs Millionen Patienten in die DMP Diabetes mellitus Typ 1, Diabetes mellitus Typ 2, Koronare Herzkrankheit (KHK), Asthma bronchiale, Chronisch obstruktive Lungenerkrankung und Brustkrebs eingeschrieben, mehr als die Hälfte (3,7 Millionen) für Diabetes Typ 2. Damit hat sich die Zahl der eingeschriebenen Patienten im Vergleich zu 2009 (1,9 Millionen Patienten) um über 92 Prozent erhöht.
VerAH und NäPA werden gleichgestellt
Hausärzteverband und Bundesärztekammer haben sich dazu entschlossen, ihre MFA-Fortbildungen gegenseitig anzuerkennen. Das soll die Versorgung stärken, könnte sich aber auch positiv auf die Vergütung auswirken. Die Praxisassistentinnen – egal, ob VerAH (Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis) oder NäPA (Nichtärztliche Praxisassistentin) nehmen Ärzten Hausbesuche ab und werden u. a. für die Betreuung geriatrischer Patienten und für die Wundversorgung ausgebildet. Oft sind sie auch Case-Managerinnen für die Koordination mit Kliniken, Pflegediensten und anderen Einrichtungen.
Für die gegenseitige Anerkennung müssen VerAH (ab fünf Jahren Berufserfahrung) den Nachweis über 20 zusätzliche Hausbesuche sowie weiterer Seminare von insgesamt 20 Theoriestunden vorweisen. Außerdem müssen sie eine schriftliche Lernerfolgskontrolle bei der jeweiligen Landesärztekammer absolvieren. Eine NäPA muss hingegen das VerAH-Modul Praxismanagement belegen und praktische Tätigkeiten von 40 Stunden bei Netzwerkpartnern nachweisen. Nach einer Ergänzungsprüfung beim IhF wird ihr dann das VerAH-Zertifikat verliehen.
Aus der Ärzte Zeitung

Das Fußballwunder!
Das Fussballwunder! ist ein Wettbewerb für sportlich und gesundheitlich engagierte Schulen und Hochschulen, ihre Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, Studierende sowie für Betriebe. Das Fussballwunder! will beweisen, dass Gesundheit, Eigenverantwortung und Fairplay für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer keine hohlen Phrasen sind. Alle Akteure, die sich für die Idee begeistern, können zeigen, dass sportliches Miteinander auf dem Platz keinen Schiedsrichter und keinen komplizierten Spielmodus benötigen.

Serie Geriatrie: Strukturierte Behandlung und Patientenkommunikation
Eingeschlossene Erinnerungen
Die Lebensgeschichte kann ein Schlüssel sein, der uns verstehen lässt, wie ein älterer Patient mit seiner Krankheitsgeschichte umgeht. Viele Erlebnisse sind in seinem Inneren oft für eine lange Zeit eingeschlossen. Je älter er wird, desto mehr drängen sie ans Licht – durch Erzählung, Sucht oder Schweigen. Im dritten und letzten Teil unserer Serie geht es um das Zuhören, das im hektischen Praxisalltag oft zu kurz kommt.
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Fehler im Praxisalltag
Zwei falsche Impfpräparate
In der Rubrik Fehler im Praxisalltag stellen wir in jedem Heft einen Fall vor. Dieses Mal geht es um zwei falsche Impfpräparate für einen 13-jährigen Jungen.
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Eine rollende Hausarztpraxis
Sechs Dörfer in der Region Wolfenbüttel in Niedersachsen profitieren von einem ungewöhnlichen medizinischen Versorgungskonzept: Zu festen Terminen kommt eine rollende Arztpraxis ins Dorf. Der Flur im Dorfgemeinschaftshaus wird dann schon mal zum Wartezimmer von Hausarzt Dr. Jürgen Bohlemann. Alle zwei bis drei Wochen fahren er oder seine Kollegin die Standorte an und behandeln die Patienten in einem Crafter, einem dreieinhalb Tonnen schweren, komplett ausgestatteten Bus mit der Aufschrift Rollende Arztpraxis.
Ein Arzt auf Rädern ist in Deutschland ein Novum, sieht man mal von den Bussen ab, die in manchen Großstädten obdachlose Menschen versorgen. Im Vorfeld des Projektes war darum gestritten worden, ob diese rollende Lösung eine gute Idee ist. Sollten die Patienten nicht besser per Sammeltaxi zum Arzt kommen und nicht umgekehrt der Arzt zu ihnen?
Tatsächlich brauchte das Projekt den Segen der Ärztekammer. Denn eigentlich ist Ärzten das Arbeiten im Umherziehen verboten. Geplant ist für das Fahrzeug eine Fünf-Tage-Woche, die sich drei bis vier Ärzte teilen. Ende 2014 soll das Projekt ausgewertet werden.
Christian Beneker / Ärzte Zeitung
QM-Report: Noch Verbesserungspotenzial
Deutsche Krankenhäuser bieten medizinische Qualität auf hohem Niveau. Trotzdem sind noch nicht alle Verbesserungspotenziale ausgeschöpft. Zu diesem Ergebnis kommt der jetzt veröffentlichte Qualitätsreport 2012, den das Göttinger Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (AQUA-Institut) im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) erstellt.
Für das Jahr 2012 hat das AQUA-Institut unter anderem die Ergebnisse der Versorgung von Neugeborenen, Transplantationen, Hüft- und Knie-Prothesen sowie kathetergestützte Eingriffe an Herzkranzgefäßen und Herzklappen untersucht. Außerdem enthält der aktuelle Report erstmals ein Kapitel zu Infektionen, die zeitlich mit einer stationären oder ambulanten Behandlung zusammenhängen (nosokomiale Infektionen). Im Vergleich zu den Ergebnissen des Jahres 2011 weisen 57 Indikatoren auf eine Verbesserung der Versorgung hin, bei 21 Indikatoren allerdings verschlechterten sich die Ergebnisse im Vergleich zum Vorjahr. Das Verfahren dient dazu, Kliniken bei der kontinuierlichen Verbesserung von Prozessen und Qualität zu unterstützen. Den Report können Sie kostenlos downloaden.
Umfrage: Delegation ärztlicher Leistungen
Noch vor wenigen Jahren war die Delegation ärztlicher Leistungen an medizinisches Fachpersonal für viele Ärzte und Patienten undenkbar. Mittlerweile wird das Thema wesentlich gelassener diskutiert. Auch chronisch kranke Patienten zeigen sich aufgeschlossen, wie eine Umfrage des Gesundheitsmonitors von BARMER GEK und Bertelsmann-Stiftung belegt. Demnach sind insgesamt 63 Prozent der Befragten bereit, sich von Angehörigen anderer Gesundheitsberufe anstelle eines Arztes versorgen zu lassen. In der Gruppe von Versicherten, die bereits erste Erfahrungen mit der medizinischen Betreuung durch nichtärztliche Gesundheitsfachkräfte sammeln konnten, lag die Bereitschaft sogar bei 79 Prozent.
Befragte mit entsprechender Erfahrung bewerten die Behandlung durch qualifizierte Gesundheitsfachkräfte im Vergleich zur Behandlung durch den Arzt überwiegend positiv. Besonders gut schneidet die Ausführlichkeit der Beratung ab, die von 49 Prozent als gleich gut und von 43 Prozent sogar als besser bewertet wird. Ähnlich positiv sehen die Patienten das Eingehen auf Fragen und die Verständlichkeit der Information. Hier erleben 57 Prozent die Gesundheitsfachkräfte als gleich gut, 31 Prozent sogar als besser. Für die Befragung ausgewählt wurden Versicherte aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, die Diagnosen zu Diabetes, Hypertonie oder chronischen Wunden aufwiesen.
Angesichts einer älter werdenden Bevölkerung und regionaler
Versorgungsengpässe sollten die nichtärztlichen Gesundheitsberufe
konsequent aufgewertet und die Delegationsregelungen systematisch
ausgeweitet werden, finden die Auftraggeber der Studie. Vor allem MFA
sind dazu prädestiniert, wie etliche Modellversuche zeigen
www.barmer-gek.de/544120

Serie zum Thema Geriatrie: Basisassessment
Ein Händchen für alte Leute
Das Geriatrische Basisassessment (GBA) ist Grundlage für ein Versorgungsmanagement alter und multimorbider Menschen. Aus Zeitmangel, wegen des Aufwands und fehlendem Wissen wird es in Hausarztpraxen nach wie vor zu selten durchgeführt. Hausarzt Dr. Thomas Hermens und MFA Rebecca Lobitz aus Wesel stellen vor, wie das GBA sich in ihrer Praxis strukturell etablierte.

KVK endgültig durch eGK ersetzt
Karten neu gemischt
Seit Beginn der Ausgabe im Jahre 2011 sind schon etwa 90 Prozent der gesetzlich Versicherten mit der neuen elektronischen Gesundheitskarte (eGK) ausgestattet worden. Nun wird die alte Krankenversicherungskarte (KVK) endgültig durch die eGK abgelöst. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur Umstellung.
Diabetes-Tagebuch
Formulare für ein Diabetiker-Tagebuch stellt die AOK zum kostenlosen
Download zur Verfügung. Ein solches Tagebuch hilft insulinpflichtigen
Diabetikern mit Diabetes mellitus Typ 2, ihren Stoffwechsel in den Griff
zu bekommen. Die Patienten tragen dazu regelmäßig ihre Blutzuckerwerte
und die Insulindosis in die Tabellen ein.
www.aok.de/diabetiker-tagebuch
Neue VmF-Geschäftsstelle
Die Geschäftsstelle des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V. ist nach Bochum umgezogen. Die Adresse lautet jetzt:
Gesundheitscampus 33
44801 Bochum
Die weiteren Kontaktdaten:
Telefon: (0234) 777 28-0
Telefax: (0234) 777 28-200
E-Mail: info@vmf-online.de
www.vmf-online.de
Report downloaden
Der Heil- und Hilfsmittelreport der BARMER GEK ist seit vielen Jahren
eine Institution im deutschen Gesundheitswesen (siehe Meldung oben).
Der Report steht allen Interessierten kostenlos zur Verfügung. Man muss
ihn nicht einmal bestellen, sondern kann ihn einfach und bequem aus dem
Internet herunterladen.
www.barmer-gek.de/142335

Deutsche Prostatakrebs-Studie gestartet
In der PREFERE-Studie werden erstmals alle vier gängigen Behandlungsmethoden bei frühen Formen von Prostatakrebs vergleichend untersucht. Ziel der Studie ist es, in Zukunft mehr Entscheidungssicherheit für die betroffenen Patienten und ihre behandelnden Ärzte zu schaffen.
Die PREFERE-Studie wird durch ein breites Bündnis von Organisationen und Institutionen des deutschen Gesundheitswesens getragen. Finanziert wird die Studie von der Deutschen Krebshilfe und den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen. An der PREFERE-Studie sind außerdem die Deutsche Gesellschaft für Urologie, die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie, der Berufsverband Deutscher Urologen, die Deutsche Krebsgesellschaft und der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe beteiligt. Die aktuelle Liste der teilnehmenden Krankenhäuser unter www.prefere.de.
Terminmanagement als Erfolgskriterium
Lange Wartezeiten? Nicht nur die lassen sich mit einem elektronischen Terminmanagement in den Griff bekommen. Moderne Systeme helfen auch, Ressourcen optimal zu nutzen. Das hat eine Unternehmensberatung aus Düsseldorf ermittelt. Demnach liegt der Erfolg darin, Personal und Räume so einzuplanen, dass eine optimale Zahl an Patienten behandelt wird.
Für die Patienten heißt das: nahezu keine Wartezeit. Immerhin hat die KBV-Versichertenbefragung 2013 gezeigt, dass ein Viertel der Patienten in den Praxen über 30 Minuten warten, darunter neun Prozent sogar zwei Stunden oder länger. Dabei hat die Befragung bei der Auswertung von Praxisanalysen festgestellt, dass bereits bei einer Wartezeit von 16 bis 34 Minuten die Zufriedenheit leidet. Ab 34 Minuten entsteht offener Ärger, den meistens die MFA am Empfang zu spüren bekommen. Auch die Arbeitsteilung im Team ist wichtig. So kann die MFA die ersten zehn Minuten die Betreuung übernehmen, dann ist der Arzt fünf Minuten im Behandlungszimmer und anschließend kümmert sich wieder die MFA um den Patienten. Das alles lässt sich in der EDV hinterlegen.
Aus der Ärzte Zeitung
Mehr Heil- und Hilfsmittel verschrieben
Die Menschen werden immer älter – und das wirkt sich auch auf die Verordnung von Heil- und Hilfsmitteln aus. Das ist ein Fazit des Heil- und Hilfsmittelreports der Barmer GEK, der Mitte September in Berlin vorgestellt wurde.
Viel mehr Menschen als bisher angenommen sind von der Heil- und Hilfsmittelversorgung betroffen. So müssen allein 160.000 Patienten mit einem künstlichen Darm- oder Blasenausgang versorgt werden, 270.000 Menschen benötigen Anzieh-, Greif- und Lesehilfen. Die Ausgaben der BARMER GEK für Heil- und Hilfsmittel lagen 2012 bei rund 718 Millionen Euro. Unter den Hilfsmitteln waren die Inhalations- und Atemtherapiegeräte am ausgabenträchtigsten, gefolgt von Inkontinenzhilfen und Hörhilfen. Als Gründe für den Anstieg nannte Barmer GEK-Vize Rolf Ulrich Schlenker die Alterung der Bevölkerung und den technischen Fortschritt.
Ein weiteres Ergebnis des Reports: Es gibt deutliche regionale Unterschiede bei der Verordnung, selbst wenn man die unterschiedliche Altersstruktur herausrechnet. So lag 2012 der Anteil der Versicherten mit Hilfsmittelversorgung in NRW (23,1 Prozent) fast ein Fünftel höher als in Brandenburg (19,7 Prozent).