Das Magazin für Medizinische Fachangestellte

Praxisorganisation und -management

Neue Reports zur Versorgungslage

Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Arzneimittel sind 2010 zwar nur moderat um ein Prozent auf 32,03 Milliarden Euro gestiegen. Dennoch besteht ein Einsparpotenzial von rund 4,7 Milliarden. Zu diesem Ergebnis kommt der Arzneiverordnungs-Report (AVR) 2011. Die Herausgeber führen diese Entwicklung vorrangig auf das Arzneimittelsparpaket der Bundesregierung zum 1. August 2010 zurück. Darin sind der Rabatt, den die Pharmahersteller den gesetzlichen Krankenkassen auf Medikamente ohne Festbetrag zu gewähren haben, von sechs auf 16 Prozent erhöht und die Arzneimittelpreise auf dem Niveau vom 1. August 2009 eingefroren worden. Dem AVR zufolge hätten weitere 4,7 Milliarden Euro ohne Qualitätsverluste durch eine konsequentere Verordnung von Generika anstelle teurer Originalpräparate, patentgeschützter Analogsubstanzen oder anstelle von Medikamenten mit umstrittener Wirkung eingespart werden können.

Auch der BARMER GEK Heil- und Hilfsmittelreport 2011 fällt gemischt aus. Insbesondere bei Venenerkrankungen, Harninkontinenz und Arthrose werden Behandlungsalternativen im Heil- und Hilfsmittelbereich zu spät, zu wenig oder gar nicht wahrgenommen. So wäre die Behandlung mit Kompressionsstrümpfen bei Venenerkrankungen oft effektiver als das weit verbreitete Venenstrippen, eine Krampfader-Operation. Bei Harninkontinenz wirkt konsequentes Beckenbodentraining prophylaktisch und kurativ. Und auch bei Arthrose wären physiotherapeutische Maßnahmen häufig vorteilhafter als verfrühte Hüft- oder Knie-Operationen.

Webtipps

MFA auf Hausbesuch kommen gut an

In Sachsen-Anhalt ist das Projekt Zukunft Praxisassistenz auf viel Zustimmung gestoßen, bei dem besonders qualifizierte MFA den Praxischef bei Hausbesuchen entlasten. Das 2009 von der Landesregierung auf den Weg gebrachte Projekt zielt auf die Sicherstellung der medizinischen Versorgung mit Hilfe der Assistenzberufe ab. Zwei Jahre später haben 60 MFA und Schwestern die entsprechende Qualifikation. Sie sind heute in der Lage, ihren Arbeitgebern, meistens Hausärzte, qualifizierte Hausbesuche bei alten oder chronisch Kranken abzunehmen. Und das kommt bei den Betroffenen gut an – so das Fazit einer Evaluationsstudie der Hochschule Magdeburg-Stendal unter Leitung von Professor Peter Rudolph, für die 259 Patienten durch Studierende befragt wurden. Besonders gelobt wurden Auftreten, Zuverlässigkeit und Einfühlungsvermögen der Praxisassistentinnen, genauso wie Höflichkeit und die Gabe zuzuhören, berichtet Rudolph. Nicht nur die Patienten fühlen sich zuhause gut versorgt, sondern auch die in der Praxis, da der Arzt nun mehr Zeit für sie hat.

Aus der Ärzte Zeitung

Medikamenten-Datenbanken runderneuert

Die AOK hat ihren Arzneimittel-Navigator erweitert und noch besser auf das Informationsbedürfnis der Versicherten abgestimmt. So bietet die Online-Suchmaschine jetzt auch Angaben zu den Anwendungsgebieten von rezeptfreien und vom Arzt verordneten Medikamenten an und verrät, welche Anbieter es für einen Wirkstoff gibt und wie hoch jeweils der Medikamentenpreis ist. Beim neuen Arzneimittel-Navigator arbeitet die AOK mit der unabhängigen Stiftung Warentest zusammen. Von ihr stammen schon bisher die Informationen über Wirkstoffe und Wirkstärken, Hinweise zur Anwendung und zu Vorsichtsmaßnahmen sowie Bewertungen. Wer sich im neuen Arzneimittel-Navigator per Log-in-Verfahren als AOK-Versicherter registrieren lässt, erhält zusätzlich zu den Angaben über Anwendungsgebiete auch eine kurze Bewertung der Qualität. Dazu bezieht die Stiftung Warentest Wirksamkeitsnachweise und Qualitätsdaten mit ein.
www.aok-gesundheitsnavi.de

Auch Mitglieder der BARMER GEK können die Datenbank der Stiftung Warentest über ihren persönlichen Bereich auf www.barmer-gek.de kostenfrei nutzen. Die Stiftung Warentest hat hier über 9.000 Medikamente für 185 Anwendungsgebiete getestet. Die Rubrik selbst gekaufte Mittel zeigt mit wichtigen Informationen zu Krankheitsbildern und Selbstbehandlung, zum Beispiel

  • ob eine medikamentöse Behandlung angezeigt ist,
  • welcher Wirkstoff geeignet ist, oder
  • ob es preiswerte Alternativen gibt.

In der zweiten Rubrik vom Arzt verschriebene Medikamente werden die meistverordneten Medikamente geordnet nach Krankheitsbildern bewertet. Dazu gibt es Handlungsanweisungen bei Neben- und Wechselwirkungen.

Kurz notiert

Qualitätssicherung

Ab sofort informiert das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) im Internet über die Qualitätsmessung mithilfe von Routinedaten sowie über die methodischen Grundlagen von Qualitätssicherung mit Routinedaten QSR. Es ermöglicht die Qualität von Krankenhausbehandlungen zu messen.
www.aok-gesundheitspartner.de

VMF Bundeskongress

Für Schnellentschlossene noch nicht zu spät: Erleben Sie den 25. Bundeskongress des Verbandes medizinischer Fachberufe aus der ersten Reihe. Vom 9. bis 11. September 2011 gibt es in den Westfalenhallen in Dortmund spannende Fachvorträge, Seminare und Workshops, tolle Gespräche und ein unterhaltsames Rahmenprogramm.
www.vmf-online.de

Auf zum Endspurt

Der große Endspurt der Gesundheitsinitiative Deutschland bewegt sich findet in diesem Jahr bei der Feier zum Tag der Deutschen Einheit und beim NRW-Tag in Bonn statt – vom 1. bis 3. Oktober. Und zum Einstieg können Sie mit dem Deutschland bewegt sich-Test Ihre Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination und Kraft überprüfen.
www.barmer-gek.de/dbs

Kurzmeldungen Praxisorganisation

QM-Beauftragte?

So manche MFA kommt zur Aufgabe der Qualitätsmanagement-Beauftragten (QMB) wie die Jungfrau zum Kind: Einmal an der falschen Stelle ja gesagt. Damit sie diese wichtige Aufgabe aber auch erfüllen kann, braucht sie innerhalb des Teams klare und eindeutige Handlungskompetenzen. Und diese Aufgaben und Kompetenzen sollten unbedingt in einer schriftlichen Stellenbeschreibung festgehalten sein.

Arzneitherapie für ältere Patienten

Patienten über 65 Jahre haben oft mehrere Erkrankungen – unerwünschte Arzneimittelwirkungen treten überdurchschnittlich häufig auf. Welche Medikamente haben Priorität? Was darf ich weglassen? Einen Überblick zu Fragen wie diesen gibt unser Beitrag auf den Seiten 8 bis 9.

Viel mehr Daten, Statistiken und wissenschaftliche Erkenntnisse zu einer leitliniengerechten und evidenzbasierten Arzneitherapie, die ältere Patienten schont und gleichzeitig das Arzneimittelbudget entlastet, listet das Buch Arzneitherapie für Ältere von Wehling und Burkhardt. Ein Rezensent schreibt über das Buch :Je mehr Krankheiten ein Mensch im Laufe seines Lebens erwirbt, je mehr Medikamente erhält er oft auch von seinem Arzt. Aber: je mehr Medikamente er verschrieben bekommt, desto weniger nimmt er oft tatsächlich ein! Damit wird die Therapie oft praktisch unmöglich. Insgesamt ein unbedingt zu empfehlendes Werk. Springer-Verlag 2011, ISBN 978-3642173073, 49,90 Euro.

Kurzmeldungen Praxisorganisation

Pflegenavigator – gefragtes Online-Tool

Screenshot

Der Informationsbedarf in Sachen Pflege ist groß. Durch die Veröffentlichung der Berichte des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) zu Pflegeheimen im Pflegenavigator haben die Versicherten und ihre Angehörigen die Möglichkeit zu transparenten Vergleichen. Dieses Angebot wird offensichtlich sehr gerne genutzt. Nach Angaben der AOK haben sich die monatlichen Zugriffe nach dem Einstellen der Berichte teilweise mehr als verdoppelt. Der bisherige Spitzenwert wurde im Juli 2010 mit mehr als 115.000 Zugriffen erreicht.

Wichtig ist es, sich bei der Auswahl eines Pflegeheimes nicht auf die Gesamtnote zu konzentrieren, sondern sich die im Internet veröffentlichten Einzelbewertungen der Einrichtungen genau anzusehen, so der Tipp der AOK. Der Pflegenavigator enthalte als Suchkriterien alle Bewertungen der geprüften Einrichtungen, sortiert nach Risikofaktoren (Versorgungsbereichen). Weitere Navigatoren gibt es zu Krankenhäusern, Pflegediensten, Arzneimitteln, Apotheken und Ärzten – mehr dazu im Beitrag auf Seite 6.
www.aok-gesundheitsnavi.de

Wenn die Praxis-EDV auf Hausbesuch geht

Die Zeiten, in denen der Arzt bei Heim- oder Hausbesuchen die Dokumentation zunächst händisch vornahm und das Team die Daten dann in der Praxis in die EDV eingeben musste, sind vorbei. Die Praxisverwaltungssysteme (PVS) sind längst so weit, dass sie den Arzt als mobile Lösung nahezu überall hin begleiten können. Die Fragen, die dabei zu beantworten sind: Sollen die Daten online oder offline genutzt werden? Und für welche Hardware-Variante soll man sich entscheiden: Notebook, iPad, iPhone oder doch eine Lösung via USB-Stick?

Um die Hausbesuchs-Lösungen der Praxis-EDV-Anbieter zu nutzen, benötigt die Praxis nicht viel Technik. Für Hausbesuchsmodule, die über Notebook laufen, braucht es ein Notebook, den Praxis-Server und für die Online-Anbindung einen Internetzugang sowie Router und eine externe Firewall. Für die iPad-/iPhone-Lösung ist zusätzlich zum Praxis-Server ein iPad oder iPhone nötig.

Die Software erkennt automatisch, ob etwa das Praxisteam während des Hausbesuchs ebenfalls die Patientenkarteien bearbeitet hat und verhindert, dass Daten doppelt im PVS hinterlegt werden oder gar verloren gehen. Bei der Synchronisierung der Daten findet ein Abgleich statt – nur die veränderten Daten aus dem mobilen Gerät werden in die Datenbank übernommen.

Bei der Kostenfrage kommt es auf Hersteller und Lösung an. Die App für iPhone /iPad gibt es meist kostenlos im Apple AppStore, aber die Anbieter verlangen oft Lizenzgebühren.

Aus der Ärzte Zeitung

Telemedizin bald auf Rezept?

Kann die Telemedizin in den Leistungskatalog der GKV aufgenommen werden? Das war eines der Themen, über die auf der Computermesse CeBit diskutiert wurde. Nach dem E-Health-Report der Bundesärztekammer (BÄK) vom vergangenen Jahr glauben 86 Prozent aller befragten 600 Ärzte, dass sowohl die Telematik als auch die Telemedizin (87 Prozent) im Gesundheitswesen zunehmend an Bedeutung gewinnen werden. 73 Prozent sind sogar persönlich von den Vorteilen der Telemedizin überzeugt.

Aber offensichtlich besteht immer noch ein sehr großer Akzeptanzunterschied zwischen der fachärztlichen Versorgung, die schon oft auf Telekonsultation oder auf die Teleradiologie zurück greift, und der Grundversorgung. Telemedizin auf Rezept wird es daher nach Meinung von Franz Josef Bartmann, dem Präsidenten der Ärztekammer Schleswig-Holstein so schnell nicht geben. Aber die guten telemedizinischen Methoden werden ihren Platz in der Regelversorgung finden, betonte er auf einer CeBit-Veranstaltung.

Neue Kartenleser

Bis Oktober sollen deutsche Arztpraxen mit neuen Kartenlesegeräten ausgestattet sein, die die elektronische Gesundheitskarte (eGK) einlesen können und den Online-Abgleich der Versichertenstammdaten ermöglichen. Doch dabei werden die Kartenleser nur mit Anbindung der Praxis-EDV online gehen können, sagt der Branchenverband BITKOM. Dort rät man den Arztpraxen, beim Kauf eines neuen Lesegerätes darauf zu achten, dass sie ein offiziell zugelassenes Terminal erwerben. Denn alle anderen Kartenlesegeräte sind demnach nicht durch ein Software-Update erweiterbar und können so die zukünftig geplanten Karten nicht einlesen.


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